In den Räumen des Fanprojektes fallen einem vor allem die vielen Spielplakate,
Trikots und Schals an den Wänden auf. Hier, wo ein entscheidender Teil der
Saarbrücker Fanarbeit stattfindet und vor allem jugendliche Fans um Rat bitten,
sitzt auch neuerdings Torsten Hart, im Gegensatz zu seinem Kollegen
Jörg Rodenbüsch noch ohne eigenen PC. Dafür ruht keineswegs die Arbeit
des "Neuen", mit dem Leuchtturm-Redakteur Carsten Pilger gesprochen hat.
Leuchtturm(LT): Wie kommt es, dass du der "Neue" vom Fanprojekt bist?
Torsten Hart(TH): Ich arbeite schon 6 Jahre bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO), zuletzt in St. Wendel in der Jugendwohngruppe, und das Fanprojekt hat einen Mitarbeiter gesucht. Ich hab im Laufe meines Studiums, ich bin Sozialpädagoge, schon eine Diplomarbeit über die Saarbrücker Fußballfans geschrieben und daher schon den Jörg gekannt. Der ist dann auf mich zugekommen, ob ich nicht Interesse hätte mich auf die Stelle zu bewerben und das war dann sehr naheliegend, sodass ich mich auch beworben habe.
LT: Was genau war deine Arbeit in St. Wendel und denkst du, dass du auf dieser Erfahrung nun aufbauen kannst?
TH: Das war eine Verselbstständigungswohngruppe mit Jugendlichen im Alter von 14 bis 21 Jahren, die ich dort betreut habe. Dort hat Verselbstständigung im Fokus gestanden, hier kann ich jetzt nicht so viel darauf eingehen, ich hab ja erst neulich angefangen. Der Umgang mit Menschen wird mich mit Sicherheit weiterbringen, weil ich selbst schon Fan vom FC seit 91.
LT: Seit 91?
TH: Ja, ich war auch Vorsitzender von einem großen Fanclub, jahrelang.
LT: Von welchem, wenn ich kurz fragen darf?
TH: FCS-Freunde Peterberg, wir waren in den letzten Jahren nicht mehr aktiv, haben früher aber sehr oft Busse gemacht. Von daher kenne ich einige Leute rund um den FC.
LT: Was war eigentlich das genaue Thema deiner Diplomarbeit über die Fanszene?
TH: "Konzeption der Lebenswelt der Fußballfans, Ultras des 1. FC Saarbrücken"
LT: Was anderes: Weißt du schon, was deine Arbeit für's Fanprojekt sein werden oder wird das erst noch geklärt?
TH: Wir planen einige Dinge, die wir durchsetzen wollen und werden. Wir haben einen Bus bekommen, ein Feuerwehrmobil (zeigt Foto eines roten Ford Transit, älteres Modell, in den Unterlagen). Anfangs natürlich Beziehungsaufbau, Aufbau einer Beziehungsstruktur mit den Fans, dass wir eine tragfähige Fläche haben, um mit diesem zu arbeiten. Dann auch, dass ich für die Fans da bin, bei Problemen oder wenn es Fragen gibt. Dann wollen wir das Fanprojekt wieder regelmäßig, ein- bis zweimal die Woche, vielleicht auch vor Spielen, geöffnet haben. Natürlich wollen wir bei Heim- wie Auswärtsspielen präsent sein. So schnell wie möglich wollen wir auch betreute U17-Fahrten anbieten, für Jugendliche, die noch nie auf einem Auswärtsspiel waren.
LT: Man sagt dem Fanprojekt ja nach, näher an den Ultras als an den "normalen Fans" zu sein. Wie hast du das in der Vergangenheit als FCS-Fan gesehen?
TH: Ich sag mal, dass das Fanprojekt für Außenstehende eher auf die Ultras bezogen ist, aber die Ultras sind auch diejenigen, die mehr im Rampenlicht stehen und mit der Polizei konfrontiert werden. Wenn ich auf die Tribüne gehe, ist dort fast keine Konfrontation mit der Polizei, die Zuschauer dort sind ja meistens Fußballkonsumenten. Die kommen mal, schauen sich das Spiel an und gehen wieder.
LT: Wie wird man eigentlich Sozialarbeiter? Wie kommt man dazu?
TH: Also mein erster Beruf war Industriemechaniker bei der Firma Thyssen, was ich ausgelernt hatte, danach hab ich Zivildienst geleistet und habe dann gemerkt, dass mir die Arbeit im sozialen Sektor sehr viel Spaß bereitet. Über den Umweg habe ich mein Abitur nachgeholt, habe dann hier in Saarbrücken Sozialpädagogik und soziale Arbeit studiert und mich danach halt bei der AWO beworben. Ich wollte unbedingt mit Jugendlichen arbeiten.
LT: Wie bewertest du eigentlich die Fanarbeit des FCS in den vergangenen Jahren?
TH: Man sieht, dass der FCS bemüht ist, sehr viel zu tun. Das Fanprojekt ist jetzt, mit mir, auch ausgeweitet worden, was mit Sicherheit nicht der Fall gewesen wäre, wenn nicht alle an einem Strang gezogen hätten.
LT: Ich glaube, dass das auch das erste Mal seit Bestehen des Fanprojekts ist, dass man zwei Vollzeitstellen besetzt.
TH: Genau. Dann hat der Verein auch eine Umstrukturierung im Bereich der Fanbeauftragten vollzogen. Es sind jetzt drei Stück, die der Verein stark unterstützt. Ich finde schon, dass sich in der letzten Zeit einiges zum Positiven verändert hat.
LT: Wo siehst du die Unterschiede zwischen Arbeit der Fanbeauftragten und der des Fanprojekts?
TH: Grob gefasst sind Fanbeauftragte für alle zuständig, die sich "Fan" vom Verein nennen, während wir eine Begrenzung vom Gesetz her haben, also vom Alter her.
LT: Wo liegt die Altersgrenze?
TH: Bis maximal 27 Jahre, wobei die Kerngruppe zwischen 16 und 25 Jahren liegt und für die machen wir gezielte Angebote, wobei wir jemanden der 35 ist und an der Tür steht nicht rausschmeißen, das ist klar. Die Fanbeauftragten arbeiten mehr im Service-Bereich und wir gehen mehr in die pädagogische Begleitung, Präventionsarbeit, Einzelfallhilfe und sind damit auch Mitgestalter zur kulturellen Entwicklung in der Fanszene. Aber natürlich gibt's Schnittmengen.
LT: In der Vergangenheit stand desöfteren die Finanzierung des Fanprojekts auf der Kippe und nun wurde eine zweite Stelle besetzt. Was hat sich an der Finanzierung getan?
TH: Die zweite volle Stelle hätte es seit 1. Januar geben sollen, aber da ist jetzt erst mit mir ein neuer Mitarbeiter gefunden worden. Es hat sich mit dem Einstieg der Stadt 2009, sowie der Verdopplung der Zuschüsse durch's Innenministerium die Möglichkeit ergeben, eine neue Stelle auszuschreiben. Damit haben sich auch automatisch die Zuschüsse vom DFB erhöht. Wir haben den Etat annähernd verdoppeln.
LT: Was ist zur neuen Saison geplant, u.a. feiert das Fanprojekt 10-jähriges Bestehen?
TH: Konkrete Planungen haben wir noch nicht stehen, wir lassen die Saison mal auf uns zukommen, wenn es soweit ist, werden wir in die Planungen für das 10-jährige einsteigen. Es wird aber auf jeden Fall was stattfinden.
LT: Mal eine persönliche Frage: denkst du, dass Saarbrücken trotz Viertklassigkeit ein Fanprojekt braucht?
TH: Finde ich auf jeden Fall, denn egal in welcher Lige wir spielen, wenn schon in der Oberliga 1000 Leute auf die meisten Auswärtsspiele fahren und man die Subkultur der Fanszene sieht, dann ist das schon sehr groß.
LT: Eine letzte Frage: was sind deine Wünsche für die kommende Saison?
TH: Ein guter Start ins Projekt und natürlich den Fans, sowie mir, eine sportlich erfolgreiche Zukunft für den Verein.
LT: Danke für's Gespräch, hoffen wir, dass es auch so eintritt!
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