In unserer letzten Leseprobe, die sich der Kritik verschrieben hat, beschreibt Carsten Pilger die Gründe für den allgemeinen Stillstand auf Vereinsebene und nennt Vorschläge, die mit realistischem Aufwand umsetzbar wären.
Der Kommentar zur Saarbrücker Mentalität
Warum man besser ein Fundament gießen würde, als Luftschlösser zu bauen
Ich mag meinen 1. FC Saarbrücken. Ich hätte ihn am liebsten in der Bundesliga, zwischen Bayern und Dortmund. Oder noch besser: VOR Bayern und Dortmund auf dem ersten Platz, in der Champions League bei Real Madrid. Und in einem Stadion, das 60.000 fasst und von der UEFA mit fünf Sternen ausgezeichnet wäre. Horst Hinschberger hätte das sicher auch gerne so. Was uns beide unterscheidet: Er baut seine Luftschlösser öffentlich, ich im Stillen.
Zunächst einmal: Es ist keine Schande, den FCS zu lieben und von besseren Zeiten zu träumen. Bei einem Verein, der drei Ligen gefallen ist, und nun gerade einen kleinen Sprung zurück geschafft hat, bleibt nicht viel anderes als das Träumen, wird so mancher sagen. "Träumer" gehört zu den gängigen Beschimpfungen, die man sich als FCS-Fan, auch unter Gleichgesinnten, manchmal anhören muss. "Visionär" nennt man den Träumer, der sich in seiner Rolle gefällt.
Visionär klangen die Ankündigungen, die Horst Hinschberger als designierter Präsident des 1. FC Saarbrücken im Jahre 2007 von sich gab. Die Mitgliederwerbung sollte mittels gezielter Imagekampagnen vorangetrieben werden, auf 2500 Mitglieder sollte der Verein bis Jahresende wachsen, ein neuer Sponsorenpool auf der Basis eines "Drei-Säulen-Modells" entstehen. Die Ziele wurden später nach unten korrigiert, obwohl sich zunächst ein Zulauf an Neumitgliedern abzeichnete, die Kampagne "Liebe kennt keine Liga" umgesetzt wurde und diese für eine gewisse Zeit allgegenwärtig war. Das half zumindest nicht auf dem Platz: Das sportliche Ziel wurde verpasst. Von einem Sponsorenpool, wie es ihn z.B. in Münster gibt, hörte und sah man nichts mehr. Munter wurden im wöchentlichen Rhythmus große Projekte angekündigt, wie der Stadionneubau, der ab Frühjahr 2008 kursierte oder ein mehrstöckiges Bürogebäude im Sportfeld.
Wie ernst diese Worte wirklich zu nehmen waren, ahnten viele FCS-Fans, die sich erst einmal fragten, wo man das viele Geld für all die schönen Dinge hernehmen sollte. Eine Stahlrohrkonstruktion wäre für neue Tribünen wohl die günstigste Baumethode - würde aber immer noch rund 20 Millionen Euro verschlingen. Ein kompletter Umbau des FC-Sportfeldes wäre ebenfalls kein Pappenstiel und ohne neue Sponsoren oder mehr Fernsehgeld wohl kaum zu schaffen. Ein wenig verlor das Ganze an visionärem Elan, als man auf der Mitgliederversammlung im März 2009 das neue Credo ausgab: Ohne neues Stadion keine dritte Liga. Immerhin waren die Duschen im Sportfeld da schon renoviert.
Wenn man so will, dann ist Horst Hinschberger der "Medien-Kanzler" des 1. FC Saarbrücken, der zum Regieren vor allem aufmerksame Zuhörer braucht. Im Gegensatz zum pressescheuen Vorgänger Ostermann, der eher seltener Gast auf Fanmeetings war, lässt Hinschberger keine Gelegenheit aus, über seine Meinung zu informieren oder informieren zu lassen. Dabei baut er lieber ein Luftschloss zu viel als eines zu wenig, ganz nach dem Motto: Was angekündigt ist, muss noch lange nicht umgesetzt werden, aber wenn ich viel ankündige und auch nur das Geringste davon umgesetzt wird, habe ich etwas bewegt.
Was der FCS umsetzen könnte, steht im vollständigen Kommentar, der im neuen Leuchtturm erscheinen wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen