Montag, 17. Mai 2010

Offener Brief: Lasst Dieter Trainer sein!




Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie wissen, steigt zur Saison 2010/2011 der 1. FC Saarbrücken als Meister der Regionalliga West in die recht junge 3. Liga auf. Solch ein Erfolg wäre zu Saisonbeginn sicher undenkbar gewesen, war selbiger Verein gerade erst aus der Oberliga Südwest aufgestiegen und eher schlecht in die neue Spielzeit gestartet. Dass der Verein dennoch zu Saisonende den zweiten Aufstieg hintereinander feiern konnte, ist für uns eng mit einem Namen verknüpft: Dieter Ferner.

Dieter Ferner, Ex-Bundesligatorhüter für den FCS, hat den Verein im Jahr 2008 in der Fünftklassigkeit als Cheftrainer übernommen. Es war die bitterste Stunde des 1. FC Saarbrücken, in der nur dieser Mann den nötigen Fachverstand mitbrachte, dem FCS zu helfen, und gleichzeitig auch noch höchste Akzeptanz seitens der Zuschauer erfuhr. Zwei Jahre später können wir sagen, dass wir ohne diese Personalie wohl heute noch immer in der Oberliga antreten würden.

Der näherrückende Aufstieg brachte uns jedoch eine bittere Erkenntnis ein: Dieter Ferner besitzt nicht die erforderliche Trainerlizenz, um in Liga 3 weiterhin jenes Amt zu begleiten, in welchem er zwei Jahre erfolgreiche Arbeit leistete. Der 1. FC Saarbrücken steht nun vor der Wahl: Entweder kommt ein neuer Trainer oder Dieter Ferner muss zum Trainerlehrgang.

An dieser Stelle setzt unser Anliegen an Sie als Vertreter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des Bunds Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) an. Wir bitten Sie, Dieter Ferner eine Sondererlaubnis zu erteilen, sodass dieser weiterhin Trainer des 1. FC Saarbrücken sein darf, auch ohne die erforderliche Lizenz.

Zunächst sprechen natürlich auch einige Gründe gegen unsere Bitte. Der Fußball beruht als Sportart auf dem Grundsatz, dass für alle Teilnehmer die gleichen Regeln gelten, ob auf oder neben dem Platz. Da hat jede Ausnahmeregelung einen gewissen Beigeschmack und lädt zu sportlicher Missgunst und dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung ein. Da Dieter Ferner nicht die erforderliche Erlaubnis erworben hat, einen Verein in der 3. Liga zu trainieren, wäre es anderen Trainern ohne Schein gegenüber unfair, eine Ausnahme zu erlauben.

Tatsächlich überwiegen jedoch die Argumente, die für eine "Lex Ferner" sprechen:

- Dieter Ferner ist kein Quereinsteiger in den Trainerberuf, sondern verfügt über eine jahrelange Erfahrung als Übungsleiter in verschiedenen Ligen.
- Dieter Ferner ist bereits 61 Jahre alt. Es stellt sich die Frage, ob in diesem Alter noch der Trainerlehrgang, der vor allem auf junge Teilnehmer und Ex-Bundesligaspieler ausgerichtet ist, dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit entspricht.
- Wo Dieter Ferner als Trainer arbeitete, erledigte er seine Arbeit nicht nur gewissenhaft, sondern auch äußerst erfolgreich. Dafür spricht der mehrfache Gewinn des saarländischen Verbandspokals (mit Saarbrücken II und Kutzhof), die Meisterschaft in der Verbandsliga Saar (Saarbrücken II und Kutzhof), die Meisterschaft in der Landesliga Südwest (Friedrichsthal) und natürlich die beiden jüngsten Aufstiege des 1. FC Saarbrücken.
- Ferner arbeitet nicht nur erfolgreich, sondern integriert seit Jahren erfolgreich vor allem junge Spieler in die Mannschaft. Nicht weniger als 19 Spieler des Kaders der Saison 2009/2010 waren in ihrer Jugendzeit für den 1. FC Saarbrücken aktiv. Einigen Spielern wie Manuel Zeitz, Alexander Otto oder Lukas Kohler gelang sogar der nahtlose Übergang aus der Jugend in die Stammelf der ersten Mannschaft.
- Gerade die jungen Spieler profitieren nur von ihrem Trainer Ferner, wenn er in Saarbrücken auf dem Trainingsplatz steht. Und nicht, wenn er in Köln die Schulbank drücken muss.
- Sportlich hat die Mannschaft die Qualifikation zur 3. Liga errungen. Das heißt konsequenterweise auch, dass auch der Trainer sich damit für die 3. Liga qualifiziert hat.

Wie sie sehen, beherrscht Dieter Ferner das Trainerhandwerk wie kein Zweiter in Saarbrücken - ein Grund, weshalb er seit zwei Jahren ununterbrochen im Amt ist. Sie können sich sicher vorstellen, dass es nicht nur die Mannschaft, sondern auch den gesamten Verein vor eine Zerreißprobe stellen würde. Gerade das wollen wir vermeiden, da wir Dieter Ferner als einen der zentralen Pfeiler des Erfolgs und Wiederaufbau des Vereins sehen.

Ein Unterstützer dieser Aktion aus den USA hat sich bereits Gedanken über den Text einer möglichen Ausnahmeregelung für Trainer wie Dieter Ferner gemacht. Vielleicht würde ein Passus dieser Art für mehr Fairness sorgen:

“Ein etablierter Fußballmannschaftstrainer ohne Lizenz, der bereits das
fünfundfünfzigste (55) Lebensjahr vollendet hat, erfolgreich eine Mannschaft
trainiert und zum Aufstieg in die nächst höhere Spielklasse führt, erhält auf
Antrag die Trainerlizenz für jede jeweils nächst höhere Spielklasse. Die
Erteilung der Lizenz bleibt dem Deutschen Fußballbund vorbehalten.”


Schon einmal gab es den Fall, dass ein anerkannter und erfolgreicher Trainer Probleme damit hatte, dass er nicht die erforderliche Lizenz besaß, um in den oberen Ligen Deutschlands Vereine trainieren zu dürfen. Es handelte sich um Rinus Michels, Erfinder des "Totalen Fußballs", der 1980 beim 1. FC Köln anheuerte. Nach einiger Zeit siegte bei den damaligen Vertretern des DFB die Vernunft und Michels durfte das sein, was er am besten konnte: Trainer einer Fußballmannschaft. Wir hoffen, dass sich auch im Jahre 2010 erneut die Vernunft durchsetzt und appellieren an Sie:

Bitte, lassen Sie Dieter Ferner Trainer sein!

Mit sportlich-fairen Grüßen


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Wer diesen Brief unterzeichnen möchte, der kann:

- entweder hier oder auf ludwigspark.de in den Kommentaren unterzeichnen (am besten natürlich mit vollem Namen und Ort, auch wenn das keine zwingende Voraussetzung ist)
- oder uns eine E-Mail an redaktion -at- fcs-leuchtturm.de (Das "-at-" bitte durch @ ersetzen!) schreiben.

Den Brief plus Unterschriftenliste werden wir nach Ende der Sammlung dem Deutschen Fußball-Bund und dem Bund Deutscher Fußball-Lehrer zukommen lassen.

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