Sonntag, 25. Juli 2010

Leseprobe: Kult-Fangesänge

Wie im Laufe der Woche bekannt wurde, geht der Leuchtturm zur (richtigen) Zeitung und wird somit ein Stück weit erwachsener - oder auch nicht. Unsere Themen bleiben nämlich weiter breit gefächert und sollen nicht nur das Sportliche, sondern auch das "Drumherum" des Fußballs abdecken. In der bald erscheinenden Ausgabe Nr. 8 hat Carsten Pilger im dritten Teil der Reihe "FCS-Kult" sich mit dem Phänomen der Fangesänge befasst.

Fangesänge eroberten seit etwa den 1970er Jahren die deutschen Stadien. Dabei gab es sie in anderen Ländern schon weit vorher. Als bei der WM 1958 in Schweden enthusiastische, schwedische Zuschauer ihre Landesflagge schwenkten und dabei "Heja, Heja Sverige" sangen, während auf dem Platz ein besseres schwedisches Team die deutsche Nationalelf besiegte, wurde das als Frevelei ohnesgleichen wahrgenommen. Deutsche Journalisten, vor allem noch nationalsozialistisch gesinnte, ließen sich in Kommentaren über das "mittelmäßigen Volk, dem man das Schnapstrinken verbieten muss, weil es sonst zu einem Volk von maßlosen Säufern würde" aus, eine antischwedische Welle folgte. Lediglich der Kicker erkannte bereits damals, wie kleinkariert es ist, wenn man sportliches Versagen auf Anfeuerungen der Zuschauer zurückführt.

Eine Ironie der Geschichte ist vielleicht, dass einer der ersten richtigen Kult-Gesänge beim 1. FC Saarbrücken "Heja, Heja FCS!" lautete. Nach dieser Anfeuerung wurde sogar eine Vereinschronik in den 70ern benannt. Noch heute gibt es vereinzelte Versuche, ein gepflegtes "Heja, Heja FCS!" anzustimmen, aber meist bleiben diese ohne nachhaltige Wirkung.

Wie dieser Gesang seinen Ursprung bei einer anderen Mannschaft hat, so wurde in den Anfangsjahren der Fangesänge auch mehr als nur einmal kopiert. Noch heute gibt es einen Grundstock an Melodien und Satzbausteinen, bei denen einfach nur "Saarbrücken" oder "FCS" eingesetzt wird. Dazu gehören der "FC-Walzer", "Auf geht's Saarbrücken, schieß ein Tor!", "Oh FC, wir sind da...", "Wir woll'n Saarbrücken siegen seh'n!" oder das populäre "Steht auf, wenn Ihr Saarbrücker seid!". Diese Gesänge werden zwar oft gesungen, gibt es im Grunde aber fast überall so zu hören. Selbiges gilt für das "Hundelied", was sich in Saarbrücken einer Hass-Liebe erfreut und eher von Kutten-Fans, als von Ultras mitgesungen wird.

Unter diesen einheitlichen Gesängen gibt es aber auch einige, die durchaus den Witz besitzen, den vor allem der englische Fangesang kennzeichnet. Dazu gehören "Wir schlafen nicht auf Betten! Wir schlafen nicht auf Stroh! Wir schlafen auf Paletten, das ist im Saarland so!" oder "Kniet nieder, Ihr Bauern, Saarbrücken ist zu Gast!". Letzteres ist unfreiwillig komisch, da es sowohl in der Oberliga in Bad Breisig, als auch in der 2. Liga in Essen oder Duisburg Anwendung fand. Dafür erfreuen sich auch diese Gesänge wechselhafter Beliebtheit.


Mehr zu den Fangesängen gibt es im Leuchtturm #7!

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