Auf unserer Facebook-Seite haben wir heute Morgen eine Diskussion um die Betitelung des Spiels gegen Elversberg am kommenden Samstag losgetreten. Kann die Begegnung tatsächlich als "Saar-Derby" bezeichnet werden? Hierzu - das zeigen die Kommentare auf Facebook deutlich - gehen die Meinungen weit auseinander. An die Diskussion anschließend hat sich unser Redakteur und Fotograf Dennis Merl mit dem Derby-Begriff näher auseinander gesetzt. Der Artikel erscheint parallel auch auf Oldforest.de.
Für den 1. FC Saarbrücken steht die Begegnung gegen die SV Elversberg vor der Tür, die von der Presse nur als "Saar-Derby" bezeichnet wird. Doch ist dieses Spiel überhaupt ein Derby? Was ist überhaupt ein
Derby? Und welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit ein Spiel zu einem
Derby wird?
Zuschauer
Es
ist durchaus möglich, dass der FCS die beste Heimspielkulisse der
Saison gegen Elversberg haben wird. Der Verein rechnet offiziell mit
6.000 Zuschauern. Ich denke, es werden mehr - etwa 8.000. Vor allem
neutrale Zuschauer werden sicherlich das Spiel im Ludwigspark
verfolgen.
Doch auch wenn es 10.000 oder gar noch mehr werden sollten: Reicht eine hohe Zuschauerzahl, um die Bezeichnung "Derby" zu verwenden? Dann wäre vereinfacht ausgedrückt auch das Pokalspiel gegen Werder Bremen ein Derby gewesen, schließlich kamen offiziell 15.424 Zuschauer. Dazu scheinen noch so einige inoffiziell das Spiel besucht zu haben.
Geographische Nähe
Doch auch wenn es 10.000 oder gar noch mehr werden sollten: Reicht eine hohe Zuschauerzahl, um die Bezeichnung "Derby" zu verwenden? Dann wäre vereinfacht ausgedrückt auch das Pokalspiel gegen Werder Bremen ein Derby gewesen, schließlich kamen offiziell 15.424 Zuschauer. Dazu scheinen noch so einige inoffiziell das Spiel besucht zu haben.
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Viele Zuschauer? "Fanfeindschaft"? Tradition? Geringe Entfernung? Was benötigt ein Derby? |
Geographische Nähe
15 Kilometer sind
es zwischen dem Ludwigsparkstadion und der Kaiserlinde, aber reicht geographische Nähe aus, damit ein Spiel zu einem Derby wird? Dann wäre auch
jedes Saarlandpokalspiel ein Derby. Auch außerhalb der saarländischen Grenzen pflegt der FCS Derbys zu anderen Vereinen, so zum Beispiel zu Waldhof Mannheim. Hier beträgt die Entfernung 145 Kilometer. Von Saarbrücken zum Testspielgegner Jeunesse Esch
sind es nur 115 Kilometer, aber ein Derby ist das sicherlich nicht. Ok,
Esch-sur-Alzette ist ein anderes Land, aber auch Spiele zu
Oberligazeiten, bspw. in Bad Kreuznach oder auch beim SV
Niederauerbach (heute SVN Zweibrücken), waren eigentlich keine Derbys.
Vereinshistorie
Der
FCS war schon immer (vom Ausrutscher vor einigen Jahren mal abgesehen)
in den höchsten Fußballligen Deutschlands vertreten. Elversberg hingegen will schon seit
Jahren in den Profifußball, dümpelte aber gefühlte Ewigkeiten im
Mittelfeld der Regionalliga herum. Vor den Regionalligazeiten war man
noch weiter unten.
Im Sommer gelang nun erstmalig der Aufstieg in den Profifußball. Dritte
Liga spielte man bereits - bis 2008 war schließlich die Regionalliga noch
drittklassig.
1. FC Saarbrücken gegen Borussia Neunkirchen ist ein Derby, obwohl die
Borussen bereits seit 2003 nur noch in der Oberliga spielen und auch davor nur selten Ausflüge in höhere Klassen
unternahmen. In den 60er Jahren allerdings spielten die Schwarz-Weißen in der Bundesliga. Doch das wäre zu einfach, denn daraus ergibt sich folgender Gedanke: Ist zum Beispiel die Bundesliga-Begegnung des VfB Stuttgart gegen die TSG Hoffenheim kein Derby, weil der
Verein vor der Hoppschen Ära eben auch nur in den Niederungen des Liga-Fußballs zu Gast
war? Sicher, es ist etwas völlig anderes, wenn der VfB auf den Karlsruher
SC trifft, aber dennoch sollte man dieses Argument nicht außer Acht lassen.
Fanszenen und deren Beziehung zueinander
Der
FCS hat noch eine ganze Menge Fans, auch wenn es vielleicht einmal mehr
waren. In Elversberg sind die Zahlen durchaus überschaubar. Die im
Stadion aktiven Fans kann man ohne größeren Aufwand abzählen. Auch
besteht bei FCS-Anhängern keine besondere "Feindschaft" zu den Elversbergern, wie
das u.a. mit Kaiserslautern oder Homburg der Fall ist. Doch kann ein das
Kriterium sein? Wenn Eppelborn auf Wiesbach trifft, oder wie gerade erst
vergangenen Mittwoch Auersmacher auf Bübingen, ist das auch ein durchaus
heiß umkämpftes Derby. Dennoch finden sich auf den Rängen nicht hunderte
aktive Supporter auf beiden Seiten, auch wenn dort schon die
ein oder andere bengalische Fackel gebrannt hat. Es feiern auch zahlreiche
mitfiebernde Fans, die sich über ein Tor ihres Vereins genauso freuen,
wie wir es bei Toren gegen Homburg oder Kaiserslautern täten.
"Feindschaft" ist aber nicht alles. Ich bin zu jung, um über Duelle von vor 30
oder 40 Jahren berichten zu können. Wenn aber heutzutage Saarbrücken
auf Neunkirchen trifft, ist das Verhältnis auf den Rängen teilweise sogar
freundschaftlich. Für die Polizei gibt es bei diesem Duell selten etwas zu tun.
Feste Kriterien gibt es nicht
Feste Kriterien gibt es nicht
Eindeutige
Kriterien zur Bestimmung eines Derbys gibt es nicht. Ein Derby wird weder durch die
Kulisse, noch die Anwesenheit von aktiven Fanmassen zu einem Derby. Auch
die Entfernung zwischen den Vereinen oder deren Geschichte reicht
alleine nicht aus, um ein Spiel als Derby zu klassifizieren. Es ist zum
Teil eine Mischung aus allen genannten Punkten, aber eben auch nicht nur aus diesen.
Saarbrücken gegen Elversberg lässt sich als Derby bezeichnen, genießt aber in FCS-Kreisen natürlich nicht den Stellenwert wie es ein Spiel gegen Homburg oder Kaiserslautern tut.
Saarbrücken gegen Elversberg lässt sich als Derby bezeichnen, genießt aber in FCS-Kreisen natürlich nicht den Stellenwert wie es ein Spiel gegen Homburg oder Kaiserslautern tut.
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