Mittwoch, 19. August 2009

Eine neue Fantypologie - Teil 2

Nachdem schon die erste Folge unserer Fantypologie auf großen Zuspruch gestoßen ist, wollen wir heute die Fortsetzung, die in der vergangenen Ausgabe erschien, präsentieren.

von Carsten Pilger

Der Fan-Fan:

Er ist der pure Fan, neben ihm existiert keine andere Art von Fan, die so das Fantum wie er verkörpert. Sagt zumindest der Fan-Fan selbst. Er steht im D-Block (schon immer!) und weigert sich ihn zu verlassen (es ist doch der Fanblock!), auch wenn er sich mittlerweile darüber aufregt, wenn Leute klatschen, singen und Fahnen schwenken (der Sänger). Kann sich bei steigendem zum verbitterten Nostalgiker oder Tribünenpöbler entwickeln.

Der Schöngeist:

Liest gehobene Fußball-Literatur, bewundert das Konzept der TSG Hoffenheim und hat im Internet immer ein paar Abfällige Kommentare übrig, wenn sich reine Fanthemen vor das Sportliche drängen. Eigentlich ist es ihm peinlich FCS-Fan zu sein, da seiner Meinung nach der Ludwigspark von Proleten und Analphabeten überbevölkert ist.
Begründet wird dieser Komplex in der Ablehnung und Ächtung des Fußballs in intellektuellen Kreisen und auch der Schöngeist sich gerne einmal so ausgelassen wie alle anderen FCS-Fans verhalten würde. Man sollte ihn vielleicht einmal in den Arm nehmen, als seelische Hilfestellung.

Der Youtube-Freak:

Bewundert den Sänger und filmt deswegen am Liebsten den Fanblock in Aktion. Umgekehrt erntet der Youtube-Freak vom Sänger nicht nur Spott, sondern auch Kritik an diesem stimmungstechnisch reaktionären Verhalten. Der Youtube-Freak sollte vielleicht einmal öfters mitsingen und -klatschen, statt 90 Min. an seiner Handykamera zu spielen.
Verwandt mit dem Aufklebersammler.

Der Manisch-Besessene:

Verpasst kein Spiel, besucht die FCS-Spieler mehrmals wöchentlich im Training und verfasst wütende E-Mails, wenn der Verein im Spielbericht auf der offiziellen Homepage einen Namen falsch schreibt. Ist wohl einer der glühensten FCS-Anhänger, allerdings sehr obsessiv und oftmals unerträglich für seine Stadionnachbarn, denen er oftmals mit einer detailgenauen Analyse der Schiedsrichterleistung auf die Nerven geht.
Verwandt mit dem Überkritischen.

Der Frauenfan:


In erster Linie Fan der FCS-Frauen, lässt sich aber auch manchmal im Ludwigspark blicken. Einige von ihnen sind im zweiten Leben FCK-Fans, was sie bei anderen, z.B. dem Kompromisslosen in Ungnade fallen lässt (in diesem Falle auch zurecht). Sonst relativ ruhige, durchaus selbstironisierende ("sogenannte") Art von Fan, die auch mit anderen Fantypen verwandt sein kann.

Der Kompromisslose:

Er lehnt jeden Schnickschnack ab, ausgenommen Freibier und Freikarten. Für ihn existiert nur die Mannschaft, es gibt zwei standardmäßige Fangesänge, bei denen er im A- oder F-Block mitmacht. Frauenfußball oder Ultras sind für den Kompromisslosen nur Stör- und Kostenfaktor. Er versteht sich prächtig mit dem verbitterten Nostalgiker, kann aber selbst diesem irgendwann auf dem Wecker fallen.

Die Besonnene:

Sie gibt es ausschließlich in weiblicher Form, sie sorgt für Ruhe, wenn sich Spannungen zwischen zwei anderen Fantypen (z.B. dem manischen Optimist und dem Überkritischen) aufbauen. Sei es am Brezelstand oder in einem FCS-Fanforum. Besitzt diplomatisches Geschick und verteilt sich über das gesamte Stadion, was auch sinnvoll ist, denn sonst hätte es bereits mehrere Bürgerkriege im Ludwigspark gegeben.

Der Emporkömmling:

Was irgendwann einmal manischer Optimist oder Überkritischer, hat aber seinen Frieden mit dem Verein gemacht, indem er eine Funktion in eben jenem übernahm, die weit über das Singen im Fanblock hinausgeht. Im Zweifelsfalle, sonst droht Liebesentzug (nebst Verlust des VIP-Armbändchens) wird er mit jeder Entscheidung des Vereins einverstanden sein. Seine anonymen Kommentare in Fanforen können allerdings auch mal davon abweichen.

So endet mein Streifzug durch den FCS-Dschungel unter der Flagge der Pseudo-Wissenschaft. Warscheinlich wird nie jemand alle Arten haargenau beschreiben können, weshalb diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, allerdings könnte man anhand ihrer den ein oder anderen Nebenmann im Block oder auf der Tribüne vielleicht besser verstehen und auf ihn auch mal Rücksicht nehmen.

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