Montag, 25. Januar 2010

Warum man Elversberg auch als FCS-Fan einfach lieben muss!

Zur Einstimmung das Fußballjahr 2010, das uns in zwei Wochen wieder mit ordentlich Dramatik und Toren versorgen wird, gibt es heute einen weiteren Artikel aus dem fünften Leuchtturm. Dieses Mal haben wir mit den gängigen Vorurteilen zum Nachbarklub aus Elversberg aufgeräumt, den man bei näherer Betrachtung garnicht mal so schlimm ist, wie man es seinen Kindern vor dem Schlafengehen erzählen will.

Warum man Elversberg auch als FCS-Fan einfach lieben muss!
von Carsten Pilger

Viele FCS-Fans wissen sie leider nicht zu schätzen: die Sportvereinigung Elversberg (SVE) aus einem entlegenen "Stadtteil" (M. Rozgonyi) von Saarbrücken. Dabei gibt es keinen sympathischeren, gutmütigeren und atzeligeren Klub, den man als Lieblingsklub "garnicht besser finden kann" (frei nach P. Müller).

Die Mannschaft

Als Feierabendprofis werden sie verspottet und doch sind sie tüchtige Arbeitsbienen in schwarz-weiß - die Spieler der SVE. Für ein besseres Butterbrot auflaufend haben sie schon für manche Sensation gesorgt, so etwa als sie überraschend den SC Reisbach (mehrmaliger gefühlter Deutscher Meister) im Saarlandpokalfinale mit 7:0 wegfegten. An der Kaiserlinde baut man auf Konstanz, so verpflichtet man nur in Ausnahmefällen neue Spieler. So sind 18 Neuzugänge wie in der Saison 08/09 die absolute Ausnahme, meist begnügt man sich mit zwölf neuen Spielern im Jahr. Besonders hoch anzurechnen ist den Elversbergern, dass sie auch nach Kantersiegen gegen den FCS ganz bodenständig bleiben und nicht von Aufstieg oder anderem Quatsch träumen, wie ihre Saarbrücker Kollegen. So verpflichtete man stets Trainer (Brent Goulet), die sicherstellten, dass man trotz mehrjähriger Höherklassigkeit keineswegs einen Ausritt in die 3. Liga unternahm. Das hätte die lukrativen Einnahmen eines Saarderbys gegen Saarbrücken wegfallen lassen.

Das Stadion

Nicht der alte, marode Ludwigspark, nicht licht- und glanzlose Ellenfeld, sondern das Waldstadion an der Kaiserlinde ist das schönste saarländische Stadion. Die reine Fußballarena lässt den Zuschauer hautnah am Geschehen teilhaben, blendet man einmal die Fangnetze direkt vor der Nase aus. "Von überall genießt man eine wunderbare freie Sicht auf das Spielfeld", schreibt die Wikipedia dennoch. Das liegt allerdings auch daran, dass es schlicht an der Zuschauermasse fehlt, die einem die Sicht versperren oder wegnehmen könnte. Über Kritik an geringen Zuschauer wird der Elversberger freundlich lachen, sichgelassen an eine der Leitplanken im Stadion (in Anlehnung an eine Autobahn, Motto: "Wir sind auf der Überholspur!") lehnen und Ihnen erst einmal eine Tablette mit Ananas-Enzym anbieten. Er ist so glücklich, er braucht keine Leute um ihn herum!

Das Klientel

Sie fragen warum? Sie meinen, dass der Stadionbesuch für Sie gerade so wichtig sei, weil Sie dabei Ihre Freunde und Bekannte treffen und mit Ihnen gemeinsame Stunden des heiteren Gesprächs bei Bier, Wurst und Gesang verbringen?
Interessieren Sie sich überhaupt für Fußball?
Der Elversberger ist völlig anders. Er braucht keinen überflüssigen Firlefanz wie Fahnen, Doppelhalter, Anfeuerungsrufe oder Freunde. Er will 90 Minuten lang unterhalten und amüsiert werden, bestenfalls ohne dabei in seiner Seelenruhe oder Harmonie gestört zu werden. Der Ausschlachtung des Fußballs als Proletariersport steht er ablehnend gegenüber, seine Kaiserlinde ist ein Hort des Feingeistes. Er will "keine Halbaffen die sich mit freiem Oberkörper (wer will DAS schon sehen???) an Zäune hängen" (Zitat eines Users auf forum.ipsk.de), er "möchte in Ruhe sein Fussballspiel verfolgen und ein Sportplatz vorfinden mit ***** Sanitäranlagen und sich mit Zuschauern unterhalten die auf seinem Niveau sind" (Zitat eines anderen Users auf forum.ipsk.de). Der Elversberger geht zum Fußball, weil er zum Fußball geht. Und dabei anständig sein Geschäft verrichten will.

Freunde?

Nach Saarbrücken pflegt man in Elversberg dennoch ein sehr herzliches Verhältnis. Anders können wir uns zumindest nicht die ständigen Aufrufe der Elversberger zu Saarbrücker Oberligazeiten vorstellen, doch einmal die Kaiserlinde zu besuchen.
Und wer weiß: vielleicht kommt einmal der Tag, an dem der gemeine Saarbrücker Assi das Werfen von Steinen, Feuerzeugen und Bengalos einstellt, sein Hemd wieder anzieht und vom Zaun herunterklettert, seine Freunde bittet etwas leiser zu sein, damit er etwas vom Spiel mitbekommt, dann seine Freunde in den Wind schießt und zu Wein und gepflegter Konversation in den Elversberger Fanblock einkehrt. Dem Klängen von Opernarien und Micky Krause nach einem Tor des sympathischen Jungspunds Andreas Haas lauschend wird er ein zartes "Ach, wie schön!" säuseln und sich kichernd mal in die Hände ,statt einen gegnerischen Fan, zu klatschen.

Aber wenn Ihnen das nicht gefällt, können Sie ja weiter die dreckigen Klos im Ludwigspark benutzen und sich dem "SAARBRÜCKER SCHLÄGERTRUPP" (Erneut auf forum.ipsk.de) anschließen. Sagen Sie nicht, der Leuchtturm hätte Sie nicht gewarnt!

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