Dienstag, 11. Mai 2010

FCS-Kult: Die Kultspieler


Der FCS spielt 2010 erstmals seit drei Jahren wieder in der Drittklassigkeit und besitzt mittelfristig die Chance, sogar die Rückkehr in den Profifußball zu schaffen. Das ist der Verdienst des Trainers, aber auch der Spieler, die in den vergangenen zwei Jahren nach Saarbrücken gefunden haben. Und einige von ihnen genießen schon einen leichten "Kultstatus", darunter Velimir Grgic oder Enver Marina. Doch wie wird jemand Kultspieler und warum sind auch Leute wie Thomas Stratos und Hany Ramzy gewissermaßen noch heute "Kult"? Dieser Frage ist der Leuchtturm in seiner sechsten Ausgabe nachgegangen.

FCS-Kult: Die Kultspieler
von Carsten Pilger

"Der Mann ist einfach Kult!" - dieser Satz kommt einem leicht über die Lippen, er ist in aller Munde und doch überlegen wir nie so recht, was wir damit meinen. Viele FCS-Spieler sind für uns heute Kult, teilweise waren sie es schon zu aktiven Zeiten, manchmal war es erst die Nachwirkung. Doch was steckt dahinter und wer hat das (Nicht-)Talent zum Kultspieler in Saarbrücken?

Erst einmal ist der Begriff Kult ziemlich schwammig, oft in seiner Bedeutung ausgeleiert. Kult selbst bezieht sich im religiösen Sinne meist auf ein Objekt, das von einer bestimmten Gruppe angebetet wird. Insofern mag dies auf einige Spieler und den Verein im allgemeinen durchaus zutreffen. In der Alltagssprache gewinnt ein Objekt hingegen viel schneller einen Kultstatus und das oft auch nicht selbstverschuldet.

Reden wir von letzterer Gruppen, so sind es beim FCS vor allem die Spieler, die Zeit ihrer aktiven Karriere im Ludwigspark für wenig Glanz im Ludwigspark sorgten. Aus jüngerer Vergangenheit sind dies vor allem Hany Ramzy, die wohl unnachvollziehbarste Verpflichtung der 00er Jahre, Marcel Mahouvé, die wohl unnachvollziehbarste Vertragsverlängerung (aufgrund des Videostudiums eines gewissen Trainers Michael Henke) und nicht zuletzt Thomas Stratos. Der wurde erst im Nachhinein zum Quasi-Kultobjekt, als man seinen Namen auf den Spott-Preis "Stratos des Monats" übertrug, der für eine gewisse Zeit auf ludwigspark.de vergeben wurde.

Einen richtigen Kult um Spieler im religiösen Sinne gab es hingegen bei anderen Vertretern. Dies zeigt sich vor allem dann, wenn Spieler nachhaltig mit eigenen Sprechchören im Ludwigspark gefeiert werden, was über die Jahre eher seltener geworden ist und was auch manchem Spieler, so erzählt man sich, zu Kopf gestiegen ist ("El Idrissi allez, ohoho!"). Bis heute unerreicht bleibt wohl der regelrechte Personenkult um Michael Nushöhr, der während seiner aktiven Zeit im Ludwigspark stets mit "Nus, Nus, Nus.."-Rufen angefeuert wurde. Unter dem Namen "Dr. Nushöhr" (www.dr.nushoer.de.vu) gründete sich gar ein Fanclub, der Kontakt zum hauseigenen Kultspieler unterhielt und dafür sorgte, dass selbst noch lange Jahre nach dem Karriereende des Flügelspielers dessen Name in Saarbrücken ein Begriff ist. Ein Privileg, was nicht jedem Kultspieler vergönnt ist, denn seine Zeit ist oft nur von kurzer Dauer.



Denn der prototypische Kultspieler in Diensten des FCS zeichnet sich durch mehrere Faktoren aus. Zunächst einmal muss die Leistung auf dem Platz stimmen, denn sonst darf sich der Spieler nicht allzu sehr auf das Wohlwollen der Fans verlassen. Dann muss es eine Anekdote, einen Vorfall oder eine kleine Geschichte geben, die kurios ist und gleichzeitig den Fans Gesprächsstoff liefert. Bei Manfred "Discomanni" Bender und Karsten "Huti" Hutwelker gab es zahlreiche dieser Gerüchte und Erzählungen, die durch den Ludwigspark geisterten und neben der Verdienste beider Spieler zum Aufstieg 2000 auch für den Kultstatus sorgte, den Bender und Hutwelker teilweise noch heute genießen. Auch Yilmaz Örtülüs Auftritte in der Saison 04/05, angefangen bei einem herrlichen dreifach rotwürdigem Ausraster in Burghausen und geendet bei einem späten Tor im Grünwalder Stadion, gehören in diese Kategorie. Ein jüngeres Beispiel stellt Enver Marina dar, der erst 2006 als dritter Torwart des FCS eine starke Partie gegen Mainz im Pokal ablieferte, um in der Liga kurz darauf so zu patzen, dass dies bei TV Total gezeigt wurde. Auch Velimir Grgic kann sich mit seinem vielzitierten "Schwarze-Krähe"-Interview schon zu dieser Art von Kultspielern schätzen.

An dieser Stelle könnte man vermutlich noch einige Dutzend Spieler auflisten, von Herbert Binkert über Dieter Ferner, Luggi Denz, Wolfgang Seel, Anthony Yeboah, Eric Wynalda bis hin zu Sambo Choji. Einige von ihnen sind präsent geblieben und ihr Name noch ewig dem Verein verbunden. Doch der Großteil der Kultspieler konnten nur kurze Zeit von dem Ruhm leben, der ihnen auch auf eher zufällige Weise zuteil wurde. So sagt "Der Mann ist einfach Kult!" auch oft noch aus: Mehr als diese eine Aktion war da auch nicht.

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Branko "Kiste" Zibert fehlt noch - auch definitiv Kult. Hat eigentlich jemand das "Schwarze Krähe" Interview? Hab's leider nie gelesen, und im Netz findet sich auch nichts...

Carsten hat gesagt…

@Nikolas

Es fehlen "so viele", aber wir beschränken in unserer Auswahl auf einige Beispiele, die den Begriff "Kultspieler" verdeutlichen.

In der Mediathek bei www.sr-online.de solltest Du das "Schwarze-Krähe-Interview" finden. Einfach mal nach dem AB- oder Sportarena-Bericht zum Spiel bei Düsseldorf II suchen.