Mittwoch, 8. September 2010

Vorbericht: Der Fast-Bundesligist


Der kommende Gegner im Saarbrücker Ludwigspark ist für die FCS-Historiker ein noch unbeschriebenes Blatt: Der SV 1916 Sandhausen aus Baden-Württemberg. Auf den ersten Blick ist der SVS eine der uninteressanteren Mannschaften der 3. Liga, obwohl im Vereinsnamen das "U23" oder die "II" fehlen. Beim zweiten Hinsehen ist es eine Mannschaft, die zumindest auf sportlicher Ebene einige Parallelen zum FCS der Regionalliga-Jahre aufweist. Und darüber hinaus mal fast Bundesligist geworden wäre.

Mit Hopp fast in die Bundesliga

Sandhausen liegt im Rhein-Neckar-Kreis ungefähr acht Kilometer südlich der Universitätsstadt Heidelberg. Und Heidelberg könnte, so schreibt es die Geschichte, neben einer weltbekannten Universität heute auch einen europaweit bekannten Bundesligisten behergen, wären da nicht der FC-Astoria Walldorf und der SV Sandhausen gewesen. Ein gewisser Dietmar Hopp fand im Jahre 2005 noch seinen eigenen Verein, die TSG Hoffenheim, augenscheinlich zu schwach, um den Bundesliga in die Provinz zu bringen und wollte Walldorf und Sandhauen dazu überreden, mit Hoffenheim zum FC Heidelberg 06 zu fusionieren.

Das wäre sicherlich für eine Menge ausländischer Touristen und Elite-Studenten eine ganz nette Idee gewesen. Doch Sandhausen und Walldorf pochten auf "Tradition", was dem kleinen Dietmar nicht gefiel, weshalb er "seine" TSG erst einmal aus marketingtechnischen Gründen in 1899 Hoffenheim umbenennen musste, bevor er zum Angriff auf den Profifußball blies. Der Name "FC Heidelberg 06" eignet sich dagegen nur noch als nette Anekdote an Stammtischen und dürfte auch erklären, warum bei den "friedlichsten Fans der Bundesliga" (sinngemäßes Zitat aus der ARD-Sportschau und diversen Publikationen) ab und zu ein Anti-Sandhausen-Doppelhalter im Fanblock auftaucht. Traditionsvereine brauchen einen Erzrivalen.

Mit Altstars in die 2. Liga

So spielt der SV Sandhauen heute in der 3. Liga, nachdem er lange 28 Jahre in Oberliga Baden-Württemberg und einige wenige in der Regionalliga Süd verbracht hat. Sportlich nähert sich der SVS den Hoffenheimer Plänen immer weiter an und peilt auch in dieser Saison den Aufstieg in die 2. Bundesliga an. Das Aufgebot erinnert dabei in leicht unangenehmer Weise an das, was der FCS vor einigen Jahren meist versucht hat: Sportlichen Erfolg mithilfe ehemaliger Erst- und Zweitligaspieler. Alleine die Tatsache, dass neun Sandhauser mindestens einmal in ihrer Karriere Bundesligaluft schnupperten, ist recht beachtlich. Dass sich diese Spieler dann in zwei Gruppen aufteilen, ist vorprogrammiert: Ehemalige Jungtalente, die nicht mehr als fünfmal in der Bundesliga spielten, und Altstars, die sich im Spätherbst ihrer Karriere befinden. Zum Vergleich: Im aktuellen Kader des FCS befindet sich kein Spieler, der einem Bundesligaspiel bislang in einer anderen Funktion als Zuschauer, Fan oder Bankhocker beigewohnt hat.

Das alles macht Sandhausen zu einem schwer einschätzbaren Gegner für den FCS. Nach einem eher durchwachsenen Saisonbeginn hat Sandhausen im Heimspiel gegen Dynamo Dresden stark aufgespielt und mit 4:1 gewonnen und bewiesen, dass Ambitionen auf den Aufstieg durchaus vorhanden sind. Aber gerade in Saarbrücken weiß man aus der Vergangenheit, dass sich das Verpflichten ausgedienter Bundesligaspieler schnell rächen kann, wenn der Gegner eine Aufsteigermannschaft ist. Am Samstag ist der FCS in dieser Außenseiterrolle - hoffenlich weiß er das zu nutzen.

Keine Kommentare: