Europapokal in Bournemouth – Ein Erlebnisbericht
von Florian KernWaldalgesheim, Bad Breisig und Roßbach – so hießen unsere Gegner in naher Vergangenheit. Das Turnier in Bournemouth stellte für viele Fans eine erstmalige und einmalige Gelegenheit dar, mit dem Verein ins Ausland zu reisen. Einziges Problem für mich: die Terminierung. Klausuren, Stress – ihr wisst schon: das Studentenleben als Physiker. So kam es erst nach langer Überzeugungsarbeit dazu, dass sich einige Saarkasten und Koryphäen mit mir auf den Weg zur Insel machten.
Abfahrt
Ich kann von Glück sprechen, den Groundhopper und Märtyrer Horst Fried auf der Busfahrt in näherer Umgebung gehabt zu haben. Diesem sind einige Anekdoten dieses Berichts und viele unterhaltsame Momente geschuldet. Dies begann bereits früh mit einer Lehre in Sachen Flirten: Als sich eine gewisse Nadine bei Horst im Büro mit den Worten "Hallo, ich bin Nadine von Werbefirma XYZ." vorstellte, konterte Fried gekonnt mit einem "Und ich bin Horst Fried vom Saar-Amateur." So konnte er sie direkt um den Finger wickeln.Als die Fahrt bei einigen Mitfahrern mit der Zeit etwas feuchtfröhlicher wurde und Horst Fried einen Schluck aus dem Flachmann ablehnte, gab er brisante Auszüge seiner Religionszugehörigkeit bekannt. "Bist du denn Moslem?" fragte man den ablehnenden Horst. "Nein, ich bin vom Saar-Amateur."
Tag 1
Genug zur Busfahrt, widmen wir uns England zu. Hat man sich erstmals an Linksverkehr und die Geschwindigkeitsbegrenzung in Meilen pro Stunde gewöhnt, so kann man sich Gedanken darüber machen, wie man einen Engländer anstandsgemäß begrüßt. Da mein Englisch zu wünschen übrig lässt, wusste ich erneut in Horst Fried einen Ansprechpartner auf diese Frage. Wieder glänzte unser Kartenleser Fried mit einer passenden Antwort. "Engländer begrüßen wir immer mit F*ck you!, und wenns 'ne Frau ist mit Show your tits!" Na dann: Hello and Good Morning!Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit führte uns die Reise direkt zum Stadion. Im stadionintegrierten Fanshop deckte sich die Busbesatzung neben den üblichen Fanartikeln mit einem Heimtrikot für 10 Pfund (12 Euro) oder einem Auswärtstrikot für 5 Pfund ein. An der Größe des Fanladens, der Qualität der Artikel und den Preisen können wir uns ein großes Beispiel nehmen.
Da die Stadiontore noch geschlossen waren, sichtigte die Nudelsalat-Reisegruppe auch die Stadionkneipe nebenan. Auch hier ein ungewohntes Bild für alle Saarbrücker. Große Räumlichkeiten, eine riesige Theke, zwei Billardtische und viele Bilder der AFC-Geschichte. Wer sich hier ein Bier bestellte, musste zunächst aus fünf Sorten auswählen (Grüße an alle Teilnehmer der Bierdiskusion!) und wunderte sich anschließend über die Größe seines Bieres. Die klassische Größe in England ist nämlich das "Pint" – ein Glas mit 700 Millilitern Inhalt.
Ab ins Stadion, welches auch seine englischen Eigenheiten hat: In erster Linie dreht es sich hier um die durchgehenden Sitzschalen im Stadion: Stehplätze sind Fehlanzeige. Dies ist wohl neben der "englischen Tradition" auch einer der Gründe, warum man in Bournemouth keinen durchgehenden Support finden – im gesamten Verlauf sind nur vereinzelte Sprechgesänge zu hören.
Doch auch weitere Besonderheiten musste ein Mitfahrer bereits nach Eintritt des Stadions erkennen, als er sich eine Zigarette anzünden wollte. Ein Ordner kam im Eiltempo auf uns zu und erklärte uns die "anderen Regeln" im Stadion, wozu auch das absolute Rauchverbot gehört. Rauchen ist ausschließlich außerhalb des Stadions in engen, eingegrenzten Raucherzonen erlaubt. Doch auch diejenigen, die ein Bierchen beim Spiel trinken wollen, haben ihre Probleme: So ist der Genuss von Alkohol nur in den "Zonen" im Getränkebereich unter der Tribüne gestattet.
Fortsetzung folgt.
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