Die 3. Liga (vielleicht die beste 3. Liga aller Zeiten?) steht kurz vor dem Auftakt: Spannende Duelle, neue Namen, Traditionsvereine, und und und. Während der DFB daran ist, die gravierenden Probleme der “europaweit führenden” 3. Liga kleinzureden, lohnt als kleine Ablenkung immerhin der Blick auf den ersten Gegner der neuen Spielzeit: Der Chemnitzer FC aus Chemnitz, der Stadt die einst “Karl-Marx-Stadt” hieß und heute vielleicht für eine der neueren, guten deutschen Bands bekannt ist (oder noch wird).
Wie so viele Mannschaften, die in den höheren Ligen die Wege des 1. FC Saarbrücken kreuzten, sind auch die Sachsen kein gänzlich unbeschriebenes Blatt: In der Aufstiegsrunde 1991/1992 war der Chemnitzer FC einer der Gegner, die der FCS am Ende hinter sich ließ. Die letzte Begegnung beider Mannschaften fand am 14.02.2001 im Ludwigspark statt. 4:1 hieß es für den FCS, der kurz nach dem Rücktritt von Klaus Toppmöller und zwischenzeitlichen Träumen vom Aufstieg in die Bundesliga wieder etwas abgerutscht war. Chemnitz stieg am Ende der Saison ab, ein Jahr später sollte der FCS folgen.
Ähnlich wie bei anderen Traditionsvereinen folgten Jahre der tristen Regionalliga-Dürre, gefolgt vom Tiefpunkt im Jahr 2006, dem Abstieg in die Oberliga. Wie der FCS brauchten die Sachsen zwei Jahre, um wieder nach oben zu kommen. In drei weiteren Regionalligajahren zeigte sich Chemnitz wiedererstarkt und stieg am Ende der vergangenen Saison überragend auf. In Fußballdeutschland wurde der Aufstieg nicht von wenigen beachtet und mit offener Freude begleitet: Dass Chemnitz den Sprung in den erlesenen Kreis der Drittligisten schaffte, erspart den Fans vieler Traditionsvereins eine Auswärtsfahrt zum VfL Wolfsburg II. Über die theoretische Möglichkeit, dass in einigen Jahren RB Leipzig Meister der Regionalliga Nord wird… ach, reden wir jetzt nicht drüber.
Unterschätzen sollte Chemnitz trotz gelungener FCS-Vorbereitung kein Blauschwarzer. Mit Toptorjäger Benjamin Förster (letzte Saison 25 Tore in 32 Spielen) und Mittelfeldakteur Ronny Garbuschewski (letzte Saison 11 Tore/20 Vorlagen) blieben zwei zentrale Figuren der Chemnitzer Aufstiegsmannschaft dem FC treu. Generell hat Trainer Gerd Schädlich, der vor einigen Jahren den relativ unbekannten Verein Erzgebirge Aue in die 2. Liga hievte, wenig Veränderungen zu verschmerzen und wird lediglich seine Spieler an eine neue Liga gewöhnen müssen. Zu erwähnen bleibt außerdem, dass auch Chemnitz in der Vorbereitung einen Prestigeerfolg gegen einen Bundesligisten feierte, selbst wenn es gegen Werder Bremen am Ende keinen Sieg, sondern nur ein Unentschieden gab: 0:0.
Hab ich nun einen vermeintlich schwachen Auftaktgegner zu Unrecht starkgeschrieben oder vor einem potenziell schwierigen Gegner ausreichend gewarnt? Das ist eine Glaubensfrage, die sich nicht im Voraus beantworten lässt. Zu viel Arroganz darf sich der FCS gegenüber einem Aufsteiger nicht erlauben. Allerdings wird er das auch nicht, da er:
- selbst als letztjähriger Aufsteiger noch weiß, wo die Stärken und Schwachstellen neuer Drittligisten liegen.
- trotz schmerzlicher Abgänge in der Vorbereitung bewiesen hat, dass man sich punktuell verstärken konnte und gerüstet ist für das verflixte zweite Jahr.
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