Donnerstag, 23. Februar 2012

Zweite Leseprobe: Interview mit Michael "Doc" Krätzer

In zwei Tagen - nämlich am 25. Februar - erscheint die Jubiläumsausgabe des Leuchtturms. Nachdem wir euch gestern bereits einen Auszug aus dem Artikel "Die zehn größten Fehler des FCS" vorgestellt haben, folgt heute eine zweite Leseprobe.

Im November 2011 besuchte Michael "Doc" Krätzer, von 1989 bis 1994 in Diensten des FCS, das Fanprojekt Innwurf für die Veranstaltungsreihe "Blau-Schwarzes Sofa". In diesem Rahmen führten zwei unserer Redakteure ein Interview mit dem Doc, dessen Anfang wir euch nicht vorenthalten wollen. Das komplette Interview wird in Leuchtturm Nr. 10 nachzulesen sein.


Leuchtturm:
Herzlich Willkommen, Michael Krätzer. Die wichtigste Frage wollen wir zu Beginn klärten: Warum Doc?

Doc:
Das habe ich schon oft erklärt. Wir haben gegen Waldhof Mannheim gespielt, das war das erste Punktspiel unter Peter Neururer. Da hatte mein Zimmernachbar Jonathan Akpoborie nach 60 Minuten Wadenkrämpfe. Ich bin zu ihm hingelaufen und versuchte, ihm die Wadenkrämpfe rauszumachen - währenddessen erzielte Mannheim das 0:1. Wir hatten noch 2:1 gewonnen. Da stand am nächsten Tag ein Artikel in der Bild-Zeitung: "Die vier Michaels überragten". Das waren dann Preetz ("Langer"), Nushöhr ("Nussi"), Kostner ("Balu") und mich haben sie "Sani" getauft. Dann sagte Neururer: „Das ist ja ein scheiß Name“. Am nächsten Tag kam er ins Training und sagte „Du bist ab sofort de Doc!“, und so hat sich das dann eingebürgert. Ich habe mir das dann auch eintätowieren lassen.

Leuchtturm:
Wer sich auf 100-jahre-fcs.de Spielerprofile anschaut, sieht unter anderem den Stammverein des Spielers. Bei Michael Krätzer ist dies der TSV Güntersleben. Wo liegt das und was verbindet dich mit diesem Verein?

Doc:
In Güntersleben bin ich geboren und groß geworden. Das liegt in der Nähe von Würzburg. Der Ort hat nur 4.000 Einwohner, bringt es aber auf eine Sportanlage mit drei Rasenplätzen, zwei Tribünen, zwei Sporthallen, zwei Tennishallen, 15 Tennisplätze und eine Minigolfanlage.

Leuchtturm:
Wie lange warst du in Güntersleben?

Doc:
Ich war bis 21 da, habe drei Jahre erste Mannschaft gespielt, zuvor seit meinem siebten Lebensjahr in der Jugend. Anfangs war ich Torwart, das wurde mir aber zu langweilig. Dann kam ich ins Mittelfeld und mit 21 in den Sturm.

Leuchtturm:
Kannst du dich erinnern, wie viele Tore du für den FCS geschossen hast?

Doc:
Das weiß ich selbst nicht.

Leuchtturm:
Es waren 28 Tore. Als Stürmer hast du aber zusätzlich etwas geschafft, was recht selten vorkommt: Es gab nämlich etwas, was du öfters hattest als ein erzieltes Tor.

Doc:
Gelbe Karten.

Leuchtturm:
Genau! Michael Krätzer hat in seiner Karriere 29 Gelbe Karten bekommen. Warum?

Doc:
Die Freundschaft mit den Schiedsrichtern habe ich heute noch. Ich habe sehr hart gespielt. Ich war hart zum Gegner, die waren auch hart zu mir – ich habe allein 18 Operationen durch Fußball hinter mir. Euer jetziger Trainer ist ein guter Freund von mir, dem habe ich hier im Stadion den Knöchel gebrochen. Anschließend bin ich nach Schalke gefahren und habe ihn besucht.

Leuchtturm:
Böse Zungen behaupten, Michael Krätzer hätte nicht wenige Gelbe Karten bekommen, weil er nach Torerfolgen den Zaun am D-Block hoch geklettert sei.

Doc:
Nein, nie. Da wäre ich doch gar nicht hoch gekommen!

Leuchtturm:
Ein weiterer Spitzname von dir ist „Die Grätsche“. Kann man das so stehen lassen?

Doc:
Ja, das kann man so stehen lassen.

Leuchtturm:
Eine Kuriosität deiner Spielerkarriere ist die Vielzahl deiner Ein- und Auswechslungen. War das fehlender Kondition geschuldet oder der klassischen Schule?

Doc:
Ich bin niemand, der meutert. Fußball ist ein Mannschaftssport, das war auch immer so. Als wir zum Beispiel in der Bundesliga gespielt haben, habe ich das erste Tor in Leverkusen gemacht, da wurde ich eingewechselt. Dann wurde ich das nächste Heimspiel eingewechselt und habe das 1:0 gegen Kaiserslautern vorbereitet. Und irgendwann habe ich gesagt: „Peter, wie sieht es denn aus?“. Er meinte: „Das brauchst du nicht zu fragen, du wirst deine Chance noch kriegen.“

Leuchtturm:
Gehen wir mal in die 90er Jahre beim FC zurück. Die Erfolgsgeschichte in den frühen 90er-Jahren beginnt auch mit internationalen Spielen beim Intertoto-Cup 1991. Kannst du dich noch an irgendwelche namhafte Mannschaften erinnern?

Doc:
Bei Haifa waren wir. War auch ein schönes Erlebnis. Da haben wir bei denen ein Trainingslager gemacht. Saarbrücken hat das Heimrecht verkauft an Israel, das heißt wir haben dort zwei Mal gespielt und durften dafür dort Trainingslager machen. Dann haben wir dort 5:1 gewonnen. Das Schlimmste am Trainingslager war ja, dass da gerade der Golfkrieg vorbei war. Wir hatten im neunten Stock gewohnt - da wurden wir nachts wach, weil der Hof hell erleuchtet war. Wir fragten uns: „Was ist denn jetzt los?“ - da stand dann ein Kampfhubschrauber im Hof.

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