Donnerstag, 31. Oktober 2013

Fünf Jahre Leuchtturm - (M)eine Liebeserklärung

von Carsten Pilger

Beim ersten Heftverkauf (Foto: Wieck/Saarbrücker Zeitung)
Der 31. Oktober 2008. Dick eingepackt stehe ich auf der Gegengerade im Ludwigspark. Ich muss ein paar Hefte hochhalten. Für Fotos, von denen eines in der Saarbrücker Zeitung erscheinen wird. Später werde ich einige davon verkaufen. Später wird der 1. FC Saarbrücken den FK Pirmasens mit 8:1 nach Hause schicken. Später wird mir der Sieg - so hoch und schön er doch war - nicht ganz so viel bedeuten, wie der Rest des Abends. Unser Fanmagazin "Leuchtturm", das erste FCS-Fanmagazin seit mehreren Jahren, hat seine Feuertaufe bestanden. Und den Grundstein gelegt für fünf wundervolle, anstrengende, wahnsinnige und doch irgendwie sinnvolle Jahre.

Die Leuchtturm-Betriebsmannschaft bei ihrem ersten Auftritt.
Angefangen hat alles wenige Monate zuvor. Florian, damals im FCS-Fanausschuss und mir aus der Fanszene bekannt, kam zu mir mit einer Idee: Lass uns ein Fanzine machen. Simpel, einfach, schnell. Texte würden wir zusammen bekommen, immerhin hatten wir schnell ein kleines Team aus anderen Bloggern zusammengestellt. Jochen, Gründer des "A-Bloggs", sagte seine Teilnahme zu, ebenso Freddie, der mit "Blau-Schwarze Belletristik" die kleine Runde an Bloggern zum Thema FCS komplettierte. Nun waren wir halt alle Jungs, keiner älter als Anfang 20. Wir wussten, wie wir Texte schreiben. Aber nicht, was es heißt, ein gedrucktes Heft auf die Beine zu stellen. Ein erfahrener Fanziner sollte uns beim ersten Druck helfen - das war es aber auch schon.

Urheber des Namens als Karikatur –
Klein-Horsti Hinschberger (Bild: Uta S.)
Nicht lange wurde der Name diskutiert. Unabhängig voneinander kam allen damaligen Redakteuren irgendwann der Begriff "Leuchtturm" über den Weg. Einerseits eine Anspielung auf den "Wachturm", wie uns auch heute gerne noch Leute nennen. Andererseits ein Zitat des damaligen Präsidenten Horst Hinschberger. Es traf durchaus den vorherrschenden Zeitgeist, der sich irgendwo zwischen Trotz und Resignation befand. Im späten Sommer entstanden die Texte, die Bilder, die Karikaturen. Es wurde geklärt, wie und wo verkauft werden darf. Zahlreiche Diskussionen mit Redakteuren und Eltern folgten. Zweifel kam bei uns nicht auf. Aber irgendwie hatten wir beim ersten Mal doch schlotternde Knie. Am Ende lief es rund, wir vermeldeten den Ausverkauf. Zahlreiche Anfragen kamen nach dem Heftverkauf - habt Ihr noch eins übrig? Hatten wir nicht mehr. Und das machte uns stolz.

Greg-Attack und andere Höhen

Ewiger Lieblingsspieler der
Redaktion und Leser:
Greg Strohmann (Foto: Gras)
Nach dem geglückten Start durchlebten wir kaum beschreibbare Gefühle. Wir hatten unseren Stil noch längst nicht gefunden, wollten noch besser und aktueller werden, hatten uns dieses und jenes vorgenommen. Die Redaktion wuchs an, das Layout wurde besser. Nebenbei wurde ein schon verkorkst geglaubter Verkauf zum zweiten Heft eine weitere große Stunde. Aufgrund zahlreicher Spielabsagen im Winter verkauften wir bei einem Testspiel auf dem Nebenplatz des Sportfeldes - erstmals nahmen uns Vereinsoffizielle direkt wahr. Horst Hinschberger nahm den Namen weniger mit Humor als mit deutlichem Stolz zur Kenntnis. Und nach langen Diskussionen ließ sich auch Greg Strohmann - damals verletzt - zum Kauf überreden. Er wurde zum Lieblingsspieler der Redaktion - ungeachtet der geringen Torquote im Regionalligajahr.

Wurstsonderausgaben und die Zeitungskolumne

Der Wurstcomic von Leser Andi N. aus unserer Sonderausgabe.
Die Redaktion erhielt weiteren Zulauf, der Altersschnitt wurde höher. Christian a.k.a. "Lobo's son" war der erste Neuzugang, später folgten Dennis, Jens und DJ Brix. Wir wurden für den Preis zum "Fanzine des Jahres 2009" nominiert, bei dem wir - wohl auch zurecht - nicht gewannen. Es kam die "Wurstsonderausgabe", in der wir alle Wursttests der Oberliga zusammenfassten - ein Bestandteil der frühen Hefte, der wie kein anderer geliebt oder gehasst wurde. Es kam die Kolumne in der Saarbrücker Zeitung und erstmals die Richtungsfrage - sind wir noch Fans oder Journalisten? Für Fans gehörten wir nicht mehr immer zur eigenen Spezies und Journalisten wurden wir auch nicht durch eine eigene Kolumne. Das Experiment endete nach einer Spielzeit und hinterließ lehrreiche Erfahrungen, Anrufe von Trainern bei Kolumnisten und die Erkenntnis, dass beide Seiten voneinander doch noch weiter lernen könnten. Nebenher stieg weiter die Auflage, auch wenn wir nicht mehr das selbst gesetzte Ziel der vierteljährlichen Erscheinungsweise aufrecht erhalten konnten.

Titelbild zu Heft 8 - enthüllte Stadionpläne
Ungeachtet dessen blieben die Themen auch bedingt durch die Rückkehr in die 3. Liga spannend. Es folgten Interviews mit Bernhard über ludwigspark.de, mit Marc über die Virage Est, mit Torsten Hart über das Fanprojekt. Wir versuchten uns thematisch immer an neuen Ideen - die eher kuriosen Hopping-Berichte von Jochen waren ein Highlight der frühen Hefte, ebenso der Toiletten-Test im Ludwigspark. Wir wollten Kritik an der Vereinskultur mit Spaß am Fan-Dasein und Satire verbinden. Nicht immer kam alles beim Publikum gut an - mancher Artikel führte schon vor der Veröffentlichung zur Kritik. Wir mussten es aushalten, dass Journalisten uns bewusst mieden, wenn wir Sie im Heft für ihre Berichterstattung kritisierten. Uns wurde nach satirischen Facebook-Einträgen mit dem Anwalt gedroht. Oder eben dann, wenn wir einfach nur über irgendwas berichteten. Der Saarländer an sich neigt zur Hitzköpfigkeit. Ich eben auch. Wir eben auch. Die Debatte und eine klare Haltung führten nicht unbedingt zu den angenehmsten Moment in fünf Jahren Leuchtturm. Sicher aber nicht zu den unspannendsten.

Die Betriebself 2013
An dieser Stelle meiner Liebeserklärung will ich hochtrabende Verklärungen vermeiden. Nicht alles war gut, aber vieles war eben zu seiner Zeit richtig und das meiste hat schlicht Spaß gemacht. Wir sind fünf Jahre älter, aber trotzdem noch ziemlich jung und auch weiter in vielen Dingen unbedarft. Vielleicht nehmen wir die Sache auch nicht mehr so ernst, sonst wären wir jetzt bei 20 und nicht erst elf Ausgaben. Trotzdem sind bin ich immer noch stolz darauf, dass wir das erste Fanmagazin in Saarbrücken sind, dass die zweistellige Ausgabenzahl erreicht hat. Trotzdem habe ich jeden Sommer wieder Bock, die Schuhe für das Virage-Est-Turnier zu schnüren, so schlecht wir auch Jahr für Jahr abschneiden. Trotz der Abgänge in der Redaktion, der Tatsache, dass es seit Februar kein Heft mehr gab, und meiner Rückkehr zum Bloggen, hab ich immer noch Bock, dass es auch am 31. Oktober 2018 ein Fanmagazin gibt, was "Leuchtturm" heißt und seinen kleinen Anteil daran trägt, dass wir uns mit dem 1. FC Saarbrücken freuen, uns über ihn ärgern oder doch nur dumme Witze machen.

Danke an Florian, Jochen, Freddie, Christian, Jens, Björn, Dennis,
die vielen Unterstützer, Verkäufer, helfenden Hände und Eltern im Hintergrund,
die Leser, Kritiker, Journalisten, Spieler, Vereinsmenschen
und natürlich Horst Hinschberger für den Namen! 

BONUS: Am heutigen Tag des fünf-jährigen Jubiläums gibt es die Erstausgabe zum kostenlosen Download: LINK.

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