Freitag, 28. Mai 2010

Vorbericht Worms oder: Große Folgen

Vor zwei Jahren wurde Dieter Ferner Trainer des FCS, vor einem Tag wurde bekannt, dass sein letztes Spiel am Samstag in Worms stattfinden wird. Was Worms damit zu tun hat, dass Ferner überhaupt erst FCS-Trainer wurde, ergründen wir in diesem kleinen Rückblick, der auch ein Vorbericht ist.

Eines der wichtigsten Daten der jüngeren FCS-Geschichte war der 24. Mai 2008. In der Oberliga Südwest stand der 1. FC Saarbrücken auf dem dritten Tabellenplatz, der zur Qualifikation für die neue dreigleisige Regionalliga berechtigte. Mit 62 Punkten war dieser hochgradig gefährdet – trotz eines guten Torverhältnisses von +36 gegenüber den punktgleichen Lauterern (+32) und Worms (+29). Mit einem direkten Duell gegen Worms und einem lockeren letzten Auswärtsspiel gegen Rot-Weiß Hasborn war die Ausgangslage für den FCS relativ günstig. Dennoch war die Stimmung schlecht.

Beim vorletzten Heimspiel der Saison brauchte es eine Halbzeit, um die Mannschaft, das Verhältnis zwischen Zuschauern und Mannschaft und Zuschauern und Trainer dermaßen zu zerrütten, dass auf einmal der sicher geglaubte Platz in der Top Vier ins Wanken geriet. Zur Halbzeit im Spiel gegen Idar-Oberstein wechselte Trainer Alfred Kaminski Torhüter Pascal Formann aus. Viele Zuschauer rätselten über den Schachzug des jungen Trainers, auch wenn Formann während der gesamten Saison nie unumstritten war.

Dann nach Abpfiff eine Mikrofonansage, wie es sie im deutschen Fußball so noch nie gab: Kaminski wechselte Formann aufgrund des “psychischen Drucks” und ständiger Anfeindungen aus. Spieler, Trainer und Präsident Hinschberger formten eine Menschenkette, bei den Zuschauer stießen die Maßnahmen auf ein geteiltes Echo. Die einen fanden’s richtig, andere lächerlich, andere waren verärgert über die pauschale Schuldzuweisung an die Fans.

Im Jahr 2010, wo die psychische Belastung von Fußballern zum öffentlichen Thema geworden ist, fällt die Bewertung der Vorfälle damals vielleicht etwas anders aus. Fakt ist: So gut gemeint der Auftritt Kaminskis vielleicht war, so wurde man das Gefühl nicht los, dass er auch zur Eigenprofilierung eines Jungtrainers diente. Der erwünschte Effekt des einstigen Motivationskünstlers ging nach hinten los.
Am 24. Mai stand dann das “Endspiel” gegen Worms an, das der FCS, nun mit Fabian Seel im Tor, 0:1 verlor. Die Qualifikation für die Regionalliga West wurde verspielt.

Interessant werden die Ereignisse von damals, wohl die bitterste Stunde in über 100 Jahren blau-schwarzer Geschichte, erst bei Betrachtung der Folgen:

  • Wormatia Worms kam in die Regionalliga West.
  • Alfred Kaminski nahm seinen Hut und wechselte kurz darauf als sportlicher Leiter nach Elversberg.
  • Der FCS blieb in der nun fünftklassigen Oberliga und verpflichtete Dieter Ferner.

Und beim Vergleich der damaligen Folgen mit der heutigen Realität:

  • Wormatia Worms rettete sich 2009 über den Zwangsabstieg von Oggersheim und ist in dieser Saison bereits abgestiegen.
  • Alfred Kaminski scheiterte in Elversberg und übernimmt zur kommenden Saison das Traineramt in Homburg – eine Chance, die Kaminski nutzen muss, will er noch einmal als Trainer durchstarten.
  • Der FCS hat den Durchmarsch von der Oberliga in Liga 3 geschafft.

Das zeigt vor allem eines: Die kleinsten Entscheidungen im Fußball können ungeahnte Folgen haben, die so vorher niemand erwartet hätte. Eine Entscheidung war die zur Auswechslung Formanns, die andere die Verpflichtung Ferners. Diesem sollte mit dem Spiel am Samstag ein würdiger Abschied für zwei Jahre großartige Arbeit bereitet werden. Darüber, welche Folgen die Verpflichtung Jürgen Lugingers haben wird, werden wir in ein bis zwei Jahren noch einmal reden.

Dieser Vorbericht wurde zudem auf ludwigspark.de veröffentlicht.

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