oder “Ready for the Argies!”
Die schlechten Nachrichten zuerst: Die Schiedsrichterentscheidungen sind abenteuerlich, Maradona weiß immer noch nicht, was er mit Messi anfangen soll, und auf den "Public-Viewing"-Plätzen sind immer noch viel zu viele Dumpfbacken unterwegs, die bei den Nationalhymnen anderer Länder pfeifen und den Stinkefinger einer leblose Leinwand zeigen.
Die guten Nachrichten: Nach Frankreich wurden auch Italien und England zurecht für ihren angestaubten Fußball bestraft und nach Hause geschickt.
Im Falle der Engländer war es die Mannschaft mit dem Bundesadler auf der Brust. Bereits Tage zuvor gab es die üblichen Anspielungen auf den Zweiten Weltkrieg oder Elfmeterschießen, und auf letzteres schien sich vor allem die deutsche Presse zu konzentrieren: Wir schaffen es gegen die Engländer ins Elfmeterschießen und ziehen weiter.
Ob das nun sehr großzügiger Respekt gegenüber den in der Vorrunde maßlos enttäuschenden Engländern war oder das übliche Augenzwinkern, lässt sich nicht klären. Denn über einen Sieg in der regulären Spielzeit redete wirklich keiner.
Im Spiel selbst war von Beginn an ein deutsche Übergewicht zu spüren. Özil hätte schon früh für das 1:0 sorgen können, was Miroslav Klose nach einer bemerkenswerten Aktion in der 20. Minute: Ein langer Torabstoß von Manuel Neuer springt mehrmals auf, Klose entkommt Upson, der ihn abdrängen will und dabei gefährlich in Richtung Foul im Sechzehner geht, Klose grätscht rein, James reagiert zu spät - Tor. Ein Armutszeugnis für die englische Abwehr und ARD-Kommentator Steffen Simon, der ernsthaft behauptete, Klose habe "im Abseits gestanden". Zum Glück, es wies ihn wohl ein Kollege darauf hin, dass es beim Abstoß kein Abseits gibt, korrigierte er sich kurz darauf.
Das 2:0 von Podolski wurde vom starken Thomas Müller vorbereitet und der Kölner Podolski tat etwas zur Beruhigung der Fans und für sein Selbstvertrauen und bestrafte David James mit einem harten Schuss in die kurze Ecke. Diese Ecke wurde vom England-Torhüter stets schlecht abgedeckt, auch beim 3:1 von Müller in der zweiten Halbzeit.
Dann das Anschluss-Tor von Upson nach einem Stellungsfehler der Abwehr und das südafrikanische Wembley-Tor von Frank Lampard. Persönlich habe ich diesen Moment aus purer, ja niederträchtigster Schadenfreude mehr abgefeiert als die beiden Deutschland-Tore zuvor. Der erste Gedanke einfach: Das war die Quittung für Wembley!
Natürlich sollte auch ich fair und realistisch bleiben: So eine Aktion kann auch einen auf der Gegenseite treffen (bei einem Spiel des FCS gegen Elversberg passierte es Sambo Choji mal, dass der Ball die Linie einen halben Meter überquerte, aber der Schiedsrichter kein Tor gab). Und dann findet man es nicht mehr lustig. Zumindest für solche Fälle ist die Diskussion um Torrichter und Videobeweis fällig, da ein Unrecht nicht automatisch das andere sühnt. Die Spieler, die im Finale 1966 auf der Verliererseite standen, können sich von einem 2010er Sieg im Achtelfinale nichts kaufen. Einige von ihnen leben nicht mal mehr.
Auf englischer Seite wird allerdings jetzt behauptet, dass mit diesem Tor England gewonnen hätte. Da bin ich anderer Meinung: Der deutsche Spielaufbau hatte zwar Schwächen, allerdings wurden immer wieder Chancen durch eine desolate englische Hintermannschaft begünstigt. Und Thomas Müller hat eben nicht nur eine gewisse Spielübersicht, die bei jedem englischen Akteur fehlte, sondern auch einen guten Abschluss. Verdientes Ausscheiden für die Truppe von Fabio Capello.
Nun also Deutschland gegen Argentinien, die Neuauflage des 2006er Viertelfinales. Die Argentinier haben etwas "wiedergutzumachen" und spielen 2010 keinen attraktiven, aber letztlich erfolgreichen Fußball. Diego Maradona könnte den Deutschen sehr gefährlich werden, da er die spielstarken Flügelstürmer besitzt, die eine zuletzt durchwachsene deutsche Hintermannschaft unter Druck setzen könnte. Lahm ist zwar als Kapitän und Spieler unersetzbar, zeigte aber doch in den vergangenen Spielen leichte Schwächen in der Defensivarbeit. Die linke Außenbahn ist seit dem Serbien-Spiel ein Problemkind.
Zuversichtlich stimmen dagegen die spielerisch mäßigen Leistungen der Argentinier. Nur langsam findet Lionel Messi in Maradonas System den Part, der ihm auch mundet und in der Defensive haben auch die Südamerikaner erhebliche Schwächen. Dass es gegen Mexiko zum Weiterkommen reichte, ist vor allem herausragenden Einzelspielern wie Tevez zu verdanken. Und Mexikanern, die es zu lange nur über Weitschüsse versuchten.
Eines steht schon fest: Allein Spiele wie Deutschland - England haben die mäßige Vorrunde fast wettgemacht.
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