Sonntag, 13. Juni 2010

Leuchtturm-WM-Rundschau - Teil 1 oder "Die Vuvuzelas sind schuld!"

So eine Fußball-WM hat ja eher indirekt mit Fußball zu tun. Direkt eigentlich mit Sponsorverträgen, TV-Ausstrahlungen und den kleinen Deutschlandfähnchen, die es auch im Kühlregel auf der Wurstverpackung gibt. Aber immerhin heißt Fußball-WM auch, dass das bekannte FCS-Sommerloch weniger ins Gewicht fällt. Selbst ohne FCS-Spieler bei dieser WM. Das dauert noch vier Jahre.

Hin zum Sportlichen, oder halt noch nicht: Das Auftaktspiel Südafrika gegen Mexiko. Im WM-Tippspiel hatte ich wochenlang einen 2:1-Sieg der "Bafana Bafana" vorhergesagt und spontan einen Tag vorher umgeschwenkt. Der Sieg der Mexikaner über Italien war da noch im Hinterkopf, dann ist Mexiko ein sicherer Kandidat für das Achtelfinale. Also habe ich noch einmal aus dem 2:1 ein 1:2 gemacht und bekam sogleich die Quittung: 1:1-Unentschieden. Haarscharf setzte Südafrika mit einem Pfostentreffer in der letzten Minute die Chance zum Sieg vorbei, vielleicht wäre es ja die gerechte Strafe gewesen, hätte sich mein ursprünglicher Tipp doch erfüllt.

Strafe war für viele Fans eher das sympathische Gerät namens "Vuvuzela", mit dem auch seit einigen Tagen immer wieder Kinder auf unseren Straßen gesehen werden. Es ist sicher nicht ausgeschlossen, dass diese Kinder schnell diesen Krachmacher wieder in der Spielzeugkiste verschwinden lassen, ist das Teil doch regelrecht verhasst in Deutschland. Ich habe eine eher gelassenere Haltung zur "Vuvuzela" entwickelt: Vielleicht ist es die Rache der (afrikanischen) Fußball-Fans an der Kommerzialisierung des Turniers und horrenden TV-Verträgen. Von daher auch ein wenig Schadenfreude. Und auch im Hinblick auf die Streits mit Anwohnern auf dem Rodenhof und dem Kieselhumes über die Lautstärke bei FCS-Spielen, weckt den ein oder anderen Gedanken, ob die Vuvuzela-Kritik doch nicht zu überdenken sei.

Weiter mit dem (Un-)Sportlichen: Uruguay gegen Frankreich. Im bislang furchtbarsten Spiel der WM fielen keine Tore und alles andere wäre wohl bei diesen Mannschaften auch zu viel des Guten gewesen. Die Franzosen, bei jeder WM mein Geheimtipp, haben wenigstens einen ähnlich schlechten Start wie 2006 hingelegt und damals hat es auch zum Finale gereicht. Bei den Südamerikanern durfte ein Alt-Klischee wiederbelebt werden: Die "Treter-Urus" holten den ersten Platzverweis bei dieser WM. Und das Fernsehen Archivbilder von früheren Mannschaften Uruguays aus der Mottenkiste.

Zerstörerfußball geht nicht immer auf, durfte WM-Debütant Otto Rehagel (71) mit seinen Griechen lernen. Südkorea landete mit 2:0 den bislang höchsten Sieg im Turnier. Vielleicht gibt es also doch noch Zukunft für ein mögliches Aufeinandertreffen zwischen Nord- und Südkorea auf dem Fußballfeld.

Ein weiterer WM-Favorit durfte am Samstag spielen: Argentinien. Mit einem knappen 1:0-Sieg über Nigeria zogen sich Maradonnas Millionäre aus einer mäßigen Vorstellung. Es scheint so, als würde "D10S" endlich verstehen, wie Lionel Messi einzusetzen ist, aber da ist noch viel Luft nach oben. Bester Mann auf dem Platz war allerdings ein Nigerianer: Vincent Enyeama, Torhüter der "Green Eagles" hielt seine Mannschaft sehr lange im Spiel und zeigte gute Paraden.

Dann Duell der ungleichen Brüder: England gegen die USA. Nach vier Minuten erzielte Steven Gerrard bereits das 1:0 und ein Schützenfest wurde vielerseits erwartet. Vielleicht war es der Einfluss eines italienischen Trainers, dass in der Folge England auf Verwaltung des Vorsprungs spielte. In der 40. Minute die logische Konsequenz: Clint Dempsey, Lieblingsspieler einiger ludwigspark.de-Größen, schoss einen unplatzierten, aber harten Aufsetzer auf Torwart Robert Green, der das Leder ins eigene Tor abklatschte. Die Engländer und ihr Torwart-Problem mal wieder. Dabei ist Green kein Schlechter, wie er in der zweiten Halbzeit unter Beweis stellen sollte. Dafür durfte 60 Jahre nach dem sensationellen 1:0-Sieg über England erneut das "Fußball-Entwicklungsland USA" zeigen, dass auf der anderen Seite des großen Teiches in den letzten vier Jahren wieder an der Qualität der Mannschaft gearbeitet wurde.

Und Deutschland? Gegen Australien wird sich die Löw-Truppe wohl trotz Ballack-Ausfall, Kritik an Podolski und Klose wohl keine Blöße geben. Seit 1990 wurde jedes erste WM-Spiel einer deutschen Mannschaft gewonnen. Die Australier durften zwar 2006 Italien die Stirn bieten und mit sehenswertem Fußball auftrumpfen, aber gegen die deutsche Mannschaft, für die dieses Vorrundenspiel nicht nur mit hohem Prestige und viel Psychologie verbunden ist, wird es nicht zu einer Überraschung reichen. Und wenn doch, dann waren es sicher die Vuvuzelas schuld.

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