Montag, 14. Juni 2010

Leuchtturm-WM-Rundschau - Teil 2

oder “Die Spannung lässt auf sich warten und schickt Deutschland vor”

Für diese kleine WM-Rundschau ist Südafrika bisher eher Hausmannskost: Die großen Momente und zahlreichen Tore blieben bislang aus. Für’s Protokoll nur die beiden Partien Algerien – Slowenien und Serbien – Ghana, die beide 0:1 endeten. Ohne den Mannschaften zu nahe Treten zu wollen: Das Bild der eher langweiligen WM wurde doch nur zementiert.

Löbliche Ausnahme: Podolski und Klose. Eigentlich sollten sich jetzt diejenigen, die noch vor Wochen die Nichtnominierung beider gefordert haben, verulkt fühlen. Für den Kölner und den Münchner waren ihre Treffer beim Spiel Deutschland gegen Australien jedenfalls Gold wert. Beide wurden von der Presse über Wochen attackiert, in den Testspielen sahen sich die Journalisten bestätigt und jetzt, wo es wichtig wird, treffen beide.
Dass mit Müller und Cacau zwei Neulinge für das 4:0 sorgten, ist zudem sympathisch: Müller wird für eine starke Saison bei Bayern belohnt, Cacau bewies, dass er kein zweiter Paolo Rink ist und durchaus als Einwechselspieler für Gefahr sorgt. So eine Art Alex Zickler dann eher.

Jetzt darf wieder über Titelchancen spekuliert werden: Von den Favoriten hat Deutschland bislang den deutlichsten Auftritt hingelegt. Die Aussies waren überraschend schwach, muss hier angeführt werden. Aber im Hinblick auf das weitere Turnier spielt das keine Rolle, da gerade dieser erste Sieg für Deutschland immer mehr Psychologie als sonstwas ist. Beim 4:2 über Costa Rica 2006 hat auch fast keiner über vorhandene Abwehrlöcher gesprochen. Diesmal gab es keine offenkundigen Defizite.

Weltmeister im Feiern ist Deutschland aber schon. Nach dem Sieg über Australien wurde gefeiert, es gab Freuden-Vuvuzela-Klänge und Autokorsos. Gerade die letzte Sache ist dann aber wieder auch beschämend: Was ist bitte an einem Vorrundenspiel so wichtig, dass es die unnötige, spritfressende, nervtötende Fahrerei um 11 Uhr Nachts durch Wohngebiete gibt? Leute, die so etwas machen, fangen auch nach fünf Minuten im Stadion mit Laola-Wellen an, hören Olli-Pocher-WM-Songs und haben das Spiel generell nicht verstanden.

Im Jubeltaumel Deutschlands ging die WM dann, wie erwartet, weiter. Niederlande gegen Dänemark endete zwar mit einem 2:0 für Team Oranje, aber vom 2008er Offensivfußball blieb wenig zu sehen. Das erste Tor ein Geschenk des wenig zündenden Danish Dynamite, das 2:0 ein Abstaubertor. Immerhin wurde in Halbzeit zwei ansatzweise ansehnlicher Fußball geboten.

Was folgte, war der bisherige Tiefpunkt des Turniers: Japan gegen Kamerum. Zwei eigentlich oft unterschätze Fußballnationen mit interessanten Namen machten so ziemlich alles falsch, was bei einer WM falsch gemacht werden kann. Die Japaner gewannen letztlich mit 1:0, was wohl zum Standardergebnis 2010 wird und Kameruns Trainer Paul Le Guen ließ so spielen, als wolle er seinen Job schnellstmöglich wieder loswerden. Ich vermisse Winnie Schäfer.

Zum Abschluss der zweiten WM-Rundschau der Titelverteidiger, Italien, gegen die Wundertüte aus Paraguay. Auch hier zeigten beide Mannschaften wenig Elan, widersprüchlich ist es schon fast, dass die “reife” Mannschaft aus Italien anfangst lahmte und erst zum Ende hin aufdrehte. Hätte ich bei dem Durchschnittsalter von Lippis Recken anders herum erwartet. Aber auch der Dortmunder Welttorjäger Barrios blieb blass und so gab es zur Abwechslung wieder ein 1:1-Unentschieden mit Torwartpatzer inklusive.

Ob Deutschland jetzt plötzlich Favorit ist, weil die Konkurrenz Rumpelfußball spielt und der ganzen Psychologie und wirklich? Die Hoffnung meinerseits, auch um der WM Willen, liegt noch auf Spanien und, etwas weniger, auf Brasilien. Die WM darf ruhig spannender werden.

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