Samstag, 2. Oktober 2010

Torlos, planlos, hirnlos

Zum vierten Mal in Folge Unentschieden, zum fünften Mal torlos: Auch das Heimspiel gegen Rot Weiss Ahlen bleibt dem 1. FC Saarbrücken der erlösende Dreier verwehrt. Von den bisherigen Nullnummern sollte diese am Ende die kurioseste und wohl emotionalste werden: Ein überforderter, planloser Schiedsrichter und provokante Gegner aus Ahlen machten es möglich.

1. Halbzeit

Ohne den gesperrten Manuel Zeitz und ohne Regensburg-Torschütze Markus Fuchs begann die Luginger-Elf leicht verändert. In die Startelf rutschten Jonathan Zydko und Velimir Grgic. Auf der Gegenseite warteten die von Arie van Lent trainierten Ahlener, ein Zweitligaabsteiger mit Startschwierigkeiten in Liga drei.

Zu Anfang wirkten diese besser organisiert und konnten ihre Kombinationen auch einige Male vor das Tor von Enver Marina bringen, hatten aber nicht noch die Durchsetzungskraft, die Abwehr zu überwinden. Dem FCS fehlte Zeitz spürbar - in der Anfangsphase wurde kein Angriff bis zuende vorgetragen. Mitte der ersten Hälfte begann der Spielfluss zu Stocken: RW Ahlen sorgte mit langen Verletzungspausen und Behandlungen für einige Spielunterbrechungen. Die beste Chance für den FCS verbuchte Velimir Grgric für sich, der gut in Szene gesetzt wurde und frei vor Ahlen-Torwart Raphael Koczor eben genau auf diesen schoss.

Später sollte es eben wegen Grgic viel Aufregung geben: Erneut auf dem Weg zum gegnerischen Tor fiel er im Zweikampf mit einem Ahlener Abwehrspieler. Schiedsrichter Dr. Manuel Kunzmann winkte ab und ließ weiterlaufen. Beim ersten Hinsehen eine salomonische Entscheidung, beim zweiten eine eher inkonsequente. Egal ob Grgics Hinfallen nun wirklich eine Notbremse des Abwehrspielers oder eine Schwalbe des Stürmers war, so bringt eine eindeutige Haltung des Schiedsrichters vor allem eines: Eine klare Linie. Kunzmann ließ dies während der gesamten 90 Minuten vermissen.

2. Halbzeit

Durchgang zwei startete mit der zweiten guten Chance der Blau-Schwarzen. Ufuk Özbek setzte sich gegen die Ahlener Hintermannschaft durch und feuerte den Ball mit kraftvollem Schuss links am Tor vorbei. Dies täuschte aber nur kurz über ein Spiel mit insgesamt wenigen Torraumszenen hinweg. Schiedsrichter Dr. Kunzmann zog nun häufiger die Gelbe Karte, ließ aber auch hier ein klar erkennbares Maß vermissen, zudem unterband er den Spielfluss zusätzlich mit eher kleinlichen Pfiffen. Dass die Mannschaften ihrerseits auch nicht mit dem besten Fußball glänzten, machte das Zuschauen anstrengend.

Ahlen kam mit zunehmender Spieldauer noch einige Male gefährlich vor das Tor von Enver Marina, vergab aber alle Chancen knapp. Die größte Chance für den FCS in der zweiten Halbzeit hatte wieder einmal Velimir Grgic. Nach scharfer Buchner-Flanke von links lenkte der FCS-Stürmer den Ball aus drei Metern mit der Fußspitze auf das Ahlener Tor. Mit einem guten Reflex wehrte Gästetorwart Koczor kurz ab und faustete den Ball schließlich weg.

Als Schiri Kunzmann zur Verwunderung der Zuschauer nur zwei Minuten Nachspielzeit anzeigen ließ, warf der FCS noch einmal alles nach vorne. In der letzten Minute der Nachspielzeit gab eine Ecke von links, die Stephan Sieger per Kopf gefährlich auf das Ahlener Tor brachte. Koczor wehrte erneut ab, Lerandy verpasste den Abstauber und eigentlich hätte es nun einen weiteren Eckball für den FCS geben müssen - doch Kunzmann pfiff ab, es blieb beim torlosen Unentschieden.

Nach Spielende

Bedingt durch die schwache Leistung des Schiedsrichtergespanns um Dr. Manuel Kunzmann, das fast neunzigminütige Zeitspiel der Gäste und der Provokationen von Raphael Koczor in Richtung Spieler und Fans des FCS, war nach Abpfiff erst einmal ein großes Pfeifkonzert angesagt. Begleitet wurde dies von Diskussionen der FC-Spieler mit den Schiedsrichtern.

Als dann Raphael Koczor vor Augen der Schiedsrichter noch Marc Lerandy mit einer Trinkflasche ins Gesicht schlug, war der Tumult perfekt. Kunzmann griff nach der Situation, wie die Fernsehkameras zeigte, erst an seine Brusttasche, traute sich aber nicht, die richtige Konsequenz, sprich Rote Karte nach Spielende, zu ziehen. Dies ist seit einigen Jahren aufgrund einiger Änderungen im Regeltext möglich geworden - dass Kunzmann selbst diese glasklare Entscheidung nicht traf, sagt viel über seine Leistung an diesem Tag aus. Koczor trat nach seinem hirnlosen Fehlgriff die Flucht Richtung Umkleiden an - und wird sich hoffentlich noch vor dem DFB-Sportgericht verantworten müssen (die Sekunden nach besagter Szene sind auf dem Foto links zu sehen).

Anschließend gelang es noch einigen aufgebrachten Fans den Innenraum zu stürmen, welche aber von einem der FCS-Fanbeauftragten beruhigt wurden. Dass dieser anschließend selbst mit dem Schiedsrichter diskutierte und diesem dessen Fehler auflistete, soll nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden.

Was bleibt ist eine mäßige bis schwache Leistung des FCS gegen noch schwächere Ahlener und ein planloses Schiedsrichtergespann. Solche Spiele bieten Stoff für Anekdoten, an die man sich noch etwas länger erinnern wird und immerhin einen Punkt.

(Fotos: Dennis Merl)

Keine Kommentare: