In unserem vierten Teil der FCS-Weihnachten wollen wir auf die Spielzeit 2008/09 zurückblicken. Der "Rick-Blick 2008/09" schildert in erster Linie die Erlebnisse beim damaligen Auswärtsspiel in Bad Breisig und vergegenwärtigt schnell, dass ein Drittliga-Dasein doch schöner ist...
von Rick vom FCS-Fanradio
Blau-schwarze Wolken über dem Rhein. Erste Regentropfen kündeten davon, dass bald ein Gewitter auf unser Zelt losbrechen würde. Naja, Zelt wäre wohl etwas zuviel gesagt. Der Unterstand, den man in Bad Breisig für uns aufgebaut hatte, war viel mehr so etwas wie ein Gartenpavillon, wie man sie oft auf Wochenmärkten zu sehen bekommt: Ein paar dünne Metallstangen, darüber ein Stoffdach. Dass dieses schon seit Jahren in Gebrauch stand, verrieten die vielen Klebeband-Flicken, mit denen man offensichtlich versucht hatte, den First abzudichten. Leider – das sollten wir bald am eigenen Leibe erfahren – ohne größeren Erfolg. Wir, das waren Kai, Peter und ich – an diesem Tage die Gesandten des FCS-Fanradios.
Wir waren nervös, denn es stand viel auf dem Spiel an jenem fünften September 2008. Die Mannschaft hatte fünf Ligaspiele absolviert, dabei magere zwei Siege und drei ärgerliche Remis eingefahren. Das reichte gerade mal für Platz fünf. Der glorreiche, seit Jahren arg gebeutelte FCS würde wohl endgültig im Mittelfeld der Tabelle versinken, wenn heute nicht gewonnen würde. Und außerdem musste ja unbedingt die Meisterschaft her, sonst... aber daran mochten wir ebenso wenig denken wie unser Präsident, der inzwischen auf einer Bierbank direkt neben uns Platz genommen hatte. Seine Sicht auf das Spielfeld war ebenso unbefriedigend wie unsere, denn man hatte das „Pressezelt“ gut vierzig Meter ebenerdig hinter dem Tor aufgebaut. Schwierig, von hier aus ein Spiel zu kommentieren. Unmöglich, so etwas wie Abseits korrekt zu beurteilen. Aber die Bad Breisiger hatten nun mal keinen anderen Platz für uns. Unser Präsident brachte es sehr schnell auf den Punkt: „Das doo is doch alles Mischd. Es werd Zeid, dass ma aus da Owwaliga rauskumme.“
Danach sah es allerdings in der ersten halben Stunde des Spiels nicht aus. Unsere Spieler hatten mit dem knochenharten Kunstrasenplatz sichtlich Schwierigkeiten. Und wir Jungs vom Fanradio würden auch gleich unsere Probleme bekommen: Die Wolken hatten sich inzwischen zu einem blau-schwarzen Gebirge aufgetürmt. Jetzt der erste Blitz, sogleich gefolgt von Donner, dann endlich der Wolkenbruch. Hektoliterweise prasselte der Regen nun auf unser Zeltdach. Kaum noch zu verstehen die eigenen Worte, kaum noch zu erkennen die Spieler auf dem Felde. Sehr schnell begann das Wasser, sich durch die Nahtstellen der Klebeband-Flicken zu quetschen und Mischpult und Sende-Laptop nasszumachen. Kurzschluss-Gefahr! „Es tut mir leid, liebe Hörer zu Hause, aber wenn sich das hier nicht gleich ändert, fürchte ich, werden wir die Übertragung abbrechen müssen! Ich bitte um Verständnis! Wir tun alles, um so schnell wie möglich wieder auf Sendung zu gehen!“ Reporter-Super-GAU! Nackte Panik beim Fanradio!
„Hollen mol mei Schirm ausm Audo“, kam es von unserem Präsidenten. Kurz darauf rannte Peter mit einem riesigen Regenschirm herbei, und der kam nun im Zelt zum Einsatz. Was sich allerdings als ziemlich schwierig erwies, denn längst hatten sich dutzende von rheinischen Zuschauern meist jüngeren Baujahres um uns geschart, die offensichtlich wenig Berührungsängste vor den komischen Radiofritzen aus der saarländischen Landeshauptstadt verspürten. Umringt von lärmenden Schulkindern, dem Präsi-Regenschirm überm Kopf und Hajdarovics Badetuch (das Peter kurzerhand aus der nahen Umkleidekabine organisiert hatte) über dem Mischpult fuhren wir die Reportage dann doch noch irgendwie nach Hause. Am Ende stand es 3:0 für unseren 1. FC Saarbrücken, und wir alle wussten, dass wir Blau-Schwarzen einen riesigen Schritt nach vorne gemacht hatten. In jeder Beziehung...
So erstaunlich es klingt: Bad Breisig und das darauffolgende Spiel in Roßbach markieren für mich persönlich die wichtigsten Stationen in der Meistersaison 2008/09. Bad Breisig, weil das damals in dieser Besetzung noch recht junge Fanradio hier seine feuchte Feuertaufe bestand und unter den treuen Hörern so etwas wie Kultstatus zu erlangen begann. Roßbach, weil sich die Mannschaft dort nach hoffnungsloser Unterlegenheit für die zweiten 45 Minuten zusammenriss und mit viel Kampfgeist und noch mehr Glück die bereits sichere Niederlage doch noch in einen Sieg verwandelte. Und beide Partien standen am Anfang einer zehn Ligaspiele währenden Siegesserie, der das Team letztlich den Aufstieg verdankte.
Geschichten wie die „Wasserschlacht von Bad Breisig“ erlebte das Fanradio-Team während seiner gut drei dutzend Live-Sendungen zuhauf - wenn auch nicht immer derart spektakuläre. Ich will aus Platzgründen nur ein paar Streiflichter skizzieren: Da gab es zum Beispiel die „blinde“ Übertragung von Wirges, bei der uns eine riesige Fahnenwand die meiste Zeit die Sicht aus der Reporterkabine versperrte. Da gab’s das sensationelle 8:1 gegen Pirmasens, unseren Freudentaumel nach dem 2:0 gegen Homburg („Hodel ist geschlaaaagen!“) und unser Gefühl der Leere nach dem Pokal-Aus gegen Elversberg. Wir kämpften am Mikrofon mit der „unsichtbaren“ Eckfahne von Hauenstein, ereiferten uns beim Skandalspiel in Pirmasens und feierten ausgelassen den Aufstieg mit einer Handvoll Lupa-Legenden auf dem „St. Johanner Platz“. Gerne erinnere ich mich auch an mein einziges verpasstes Saisonspiel gegen Hasborn (natürlich lauschte ich heimlich im Büro meinen Kollegen Kai und Sven),
an den Aufstieg des Frauenteams in Leverkusen nach überstandener „Flitzer-Attacke“ und an die meist lustigen Kommentare und aufmunternden Worte auf den einschlägigen Internet-Seiten und in gewissen Fan-Magazinen. Angesichts all dieser erstaunlichen Erlebnisse ist das Fanradio wirklich zu großem Dank verpflichtet. Wem auch immer. Und wird hoffentlich noch lange nicht abmelden.
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