Es ist Weihnachten! Da lässt es sich der Leuchtturm natürlich nicht nehmen, Euch ein kleines "Geschenk" zum heiligen Fest zu präsentieren. Wie im letzten Jahr, gibt es auch 2012 die FCS-Weihnacht – diesmal allerdings in deutlich abgespeckter Form. 2011 hatten wir Euch zehn Artikel aus den Leuchtturm-Ausgaben 1 bis 9 präsentiert. In diesem Jahr gibt's zwei Artikel aus LT Nr. 10. Teil 1 ist ein Interview mit Michael "Doc" Krätzer, Teil 2 ein Artikel von Carsten Pilger, der die zehn größten Fehler des FCS zum Thema hat. Here we go:
1.) Der Weggang von Stefan Kühlein
Die
Öffentlichkeitsarbeit ist seit Jahren eine große Schwachstelle des 1. FC Saarbrücken.
Pressesprecher Dominique Rossi schaffte es etwa, die Schuld an der Entlassung
Michael Henkes den Fans aufzubürden – was wohl eher keine Aufgabe eines
Pressesprechers ist. 2008 wurde Ex-Saar-TV-Chefredakteur Stefan Kühlein,
ebenfalls FDP-Mitglied und damit unter dem Verdacht der Abhängigkeit, neuer
Pressesprecher des Vereins.
Kühlein
schaffte es ungeachtet dessen, seine Aufgabe nicht nur ordentlich zu erledigen,
sondern auch eine aktive Rolle in der Öffentlichkeitsarbeit einzunehmen: Er
ging freiwillig auf Fans zu, nahm an Online-Chats teil, organisierte
Kooperationen des Vereins, etwa mit der Landesmedienanstalt, und sorgte mit
seiner Kenntnis der Presse für ein professionelles Auftreten des FCS. Über
seinen Weggang in Richtung Bodensee gibt es viele Gerüchte, die andeuten, dass
es innerhalb des Vereins Missgunst gegenüber des durchaus forschen Auftretens Kühleins
gab. Die Pressearbeit ist seither wieder ein Problemkind des FCS.
2.) Die passive Rolle bei
der Aufklärung der Rostock-Vorfälle
Eine
Gerichtsverhandlung, die mit Bewährungs- und Geldstrafen sowie Schmerzensgeld
endete. Die Verurteilten: Vier ehemalige Ordner des 1. FC Saarbrücken. Das ist
die Bilanz der Vorfälle, die sich vor der Zweitliga-Begegnung 1. FC Saarbrücken
gegen Hansa Rostock 2005 zutrugen. Fast vier Jahre brauchte es für ein Urteil.
Damals war das Plakat „Gegen das Söldnerpack“, was nicht am Zaun der Virage Est
hängen durfte, Auslöser für einen Angriff von Ordnern auf FCS-Fans. Licht ins Dunkel brachte auch das Urteil nicht. Die Saarbrücker Zeitung
kommentierte am 21. August 2009: „Dazu meinte ein Verteidiger: Zeitweise habe
es geheißen, der Vorstand des FC habe Anweisung gegeben, besagte Fans sofort
rauszuwerfen. Das habe der Vorstand dementiert. Außerdem, so der Anwalt, habe
es Beschimpfungen und Spucken in Richtung Ordner gegeben. Was die Fans
bestreiten. Wie es genau war, das konnte am Ende offen bleiben.“
Der FCS-Vorstand um Hartmut Ostermann und Klaus Meiser vermied eine zu aktive
Rolle bei der Aufklärung der Vorfälle, stattdessen ließ der Verein sogar zu, dass im offiziellen Vereinsforum
des FCS kritische Beiträge zum damaligen Ordnungsdienst zensiert wurden.
3.) Die Verpflichtung von
Wolfgang Loos
Gefeiert wurde die Neuverpflichtung von Wolfgang Loos Anfang 2007, als sei der
Heilsbringer für einen Verein gekommen, der sich auf dem absteigenden Ast
befand. Verhindern konnte er in der Position des Managers den sich
abzeichnenden Abstieg in die Oberliga freilich nicht.
Als Trainer für den Wiederaufbau
verpflichtete Loos Michael Krüger, einen alten Bekannten aus gemeinsamen Tagen
bei Eintracht Braunschweig. Wo gerade eine zu große „French Connection“ unter
dem Verdacht stand, zu großen Einfluss im Verein zu besitzen, war nun eine „Niedersachsen
Connection“ am Werk. Spieler wie Denny Luft (Wolfsburg II) und Torsten Jülich
(Braunschweig) enttäuschten, Enver Marina wurde zu Neunkirchen ziehen gelassen,
da Loos lieber mit Pascal Formann plante. Als sich der sportliche Misserfolg
nach abenteuerlicher Kader-Zusammenstellung abzeichnete, ging Krüger in den
Sudan, Loos wurde nach einem Zerwürfnis mit dem Präsidium beurlaubt. Er kündigte
an, Vereinsmitglied bleiben zu wollen und sich aktiv weiter einzubringen. Auf
einer Mitgliederversammlung wurde er seither nicht gesichtet – aber es hätte
ihn auch niemand vermisst.
4.) Die Vertragsverlängerung von Faysal El Idrissi
Faysal El Idrissi war der geniale
Kopf im Mittelfeld des FCS in der Hinrunde 2003/2004 – überragende Pässe, gefährliche
Freistöße. Kaum verwunderlich, dass sich bald höherklassige Vereine für den
Marokkaner interessierten, in diesem Falle Hannover 96. El Idrissi konnte aber
zum Bleiben angehalten werden und verlängerte 2004 seinen Vertrag gar bis 2008
und spielte in der Hinrunde 2004/2005 vermutlich auf dem Höhepunkt seiner
Karriere. Der Kicker verlieh ihm das Prädikat des besten Mittelfeldspielers. Zu
diesem Zeitpunkt hätte niemand geahnt, dass der talentierte Spieler binnen
Tagen alles hinwerfen würde. In der Sommerpause 2005 ließ El
Idrissi seinem Verein laut Medienberichten ein Kündigungsschreiben zukommen –
ungewöhnlich für einen Fußballer, der Verein spielte die Lage herunter. Klar
war, dass sich der Spieler über die Personalplanung beschwerte, die ihm als
nicht zielführend erschien. Das mochte zwar stimmen, allerdings ist nicht
auszuschließen, dass El Idrissi weiter auf die Bundesliga hoffte.
Er selbst machte sich den Strich
durch die Rechnung. Nach der Beurlaubung Ehrmantrauts überwarf sich El Idrissi
mit Rudi Bommer und kündigte an, sich bei Präsident Ostermann für eine Rückversetzung
in die Startelf einzusetzen – auf dem Platz setzte er keine Akzente. Der
langfristige Vertrag gab ihm die scheinbare Gewissheit, im Verein über allen
anderen Spielern zu stehen. El Idrissi wurde nach Dubai verliehen und lief nie
wieder für den FCS auf. Auch später sollte er bei keinem Verein mehr eine längere
Beschäftigung bekommen.
5.) Die Umzüge des Fanshops
Nachdem über lange Jahre Eugen
Hach einen Fanshop in St. Johann betrieben hatte, der zwar sämtliche Bedürfnisse
der Fans erfüllte und Parkplätze bot (danach gab es noch einen Fanshop am
"Uhl's Eck"), zog man mit dem Zweitliga-Aufstieg 2000 an die Berliner
Promenade, ins Herz des Saarbrücker Einkaufslebens – oder zumindest die
Parallelstraße davon. Irgendwann zog man aus dem Erdgeschoss in die dritte
Etage, zur Geschäftsstelle – der erste Fehler. Außer einem Hinweisschild
deutete nichts am Bürogebäude auf das Vorhandensein eines Fanshops hin,
immerhin war die Verkaufsfläche noch groß genug, um sich darin zu bewegen.
Dann kam der Umzug in die
Diskonto-Passage und der Fanshop rückte zwar wieder näher an die
Laufkundschaft, befand sich aber in einer rostwurstbuden-großen Einrichtung
fernab des Tageslichts. Kein Laden zum längeren Verweilen oder ruhigen
Anschauen der Waren. Der vorläufige Höhepunkt erfolgte
mit dem Umzug in den Praktiker Baumarkt in der Mainzer Straße. Komplett
entfernt von Innenstadt oder Rodenhof, eingepfercht zwischen Softeismaschine
und Bäckerei steht dort ein verlorener, kleiner Stand, der wohl den traurigsten
Fanshop aller deutschen Fußballvereine abgibt – immerhin sind die Mietkosten
auch klein. (Anm.: Mittlerweile befindet sich der Fanshop wieder in der Innenstadt.)
6.) Pyrotechnik beim Spiel gegen die Stuttgarter Kickers
Am 25. März 2007 befand sich der
FCS im unteren Mittelfeld der Regionalliga Süd und der langsame Absturz in
Richtung Abstiegsplätze deutete sich an. Gegen die Stuttgarter Kickers sollte
der Negativtrend gestoppt werden und es schien auch lange gut zu laufen: Der
FCS führte ab der 68. Minute nach einem wechselhaften Spielverlauf 3:2. Kurz
danach folgte aus dem D-Block ein Protest, dessen Zeitpunkt nicht unpassender hätte
sein können.
Ultras aus dem D-Block warfen Bengalos
auf das Spielfeld und erzwangen eine mehrminütige Spielunterbrechung. In der
Nachspielzeit erzielte Stuttgart den Ausgleich, der FCS verlor zwei Punkte.
Viele denken noch heute, dass es womöglich die zwei Punkte waren, die dem FCS
in der Endabrechnung gefehlt haben und den Abstieg verschuldeten. Das stimmt
nur zum Teil, da bei vielen anderen Gelegenheiten der Abstieg
zu vermeiden gewesen wäre. Der viel tiefere Schaden bestand darin, dass sich sämtliche
Protestaktionen, die nach der Bengalo-Aktion erfolgten, stets dem Verdacht
aussetzen mussten, im Zweifel auch zu drastischen Methoden zu greifen.
Innerhalb von Sekunden verspielten die kritischen Anhänger des FCS viel Glaubwürdigkeit.
7.) Die Verpflichtung von Michael Henke
Den Abstieg aus der Zweiten Liga
gerade verdaut, schickten sich die FCS-Verantwortlichen im Sommer 2006 an, den
direkten Wiederaufstieg anzupeilen. Verpflichtet wurde der Kandidat, den das
Umfeld schon längst als Favorit des ehemaligen Sportdirektors Dr. Bernd Coen kolportierte:
Michael Henke. Der Ex-Co-Trainer von Ottmar Hitzfeld war zuletzt beim 1. FC
Kaiserslautern aktiv und bei der Fanszene von Anfang an nicht gerade beliebt –
manch einer wird sagen, dass es eher an der zu großen Nähe zum Präsidium lag,
als an Henkes teufelsroter Zeit.
Als Sportdirektor blieb Henke bei der alten Abhängigkeit von bestimmten Spielerberatern, bildete keine homogene Truppe und musste nach Unstimmigkeiten zwischen einigen Spielern und Co-Trainer Manfred Rauscher bereits vor Saisonbeginn seinen ersten Assistenten beurlauben – zwei hatte man ihm zur Seite gestellt. Als Trainer versäumte Henke, die Mannschaft konditionell auf die neue Liga einzustellen und spielte von Beginn an mit einem 4-2-3-1-System, was jeweils Jonathan Jäger oder Mahir Saglik auf die Bank verwies. Das Mittelfeld überalterte mit Charles Haffner, Mustapha Hadji und Marco Gebhardt. Alles in allem war Henkes Ausflug in die Trainerriege ein einziges Missverständnis. Als Co-Trainer bleibt er weiter einer der erfolgreichsten Vertreter seiner Art.
Als Sportdirektor blieb Henke bei der alten Abhängigkeit von bestimmten Spielerberatern, bildete keine homogene Truppe und musste nach Unstimmigkeiten zwischen einigen Spielern und Co-Trainer Manfred Rauscher bereits vor Saisonbeginn seinen ersten Assistenten beurlauben – zwei hatte man ihm zur Seite gestellt. Als Trainer versäumte Henke, die Mannschaft konditionell auf die neue Liga einzustellen und spielte von Beginn an mit einem 4-2-3-1-System, was jeweils Jonathan Jäger oder Mahir Saglik auf die Bank verwies. Das Mittelfeld überalterte mit Charles Haffner, Mustapha Hadji und Marco Gebhardt. Alles in allem war Henkes Ausflug in die Trainerriege ein einziges Missverständnis. Als Co-Trainer bleibt er weiter einer der erfolgreichsten Vertreter seiner Art.
8.) Didier Philippe als Notnagel
Und als wäre nicht schon die
Verpflichtung von Michael Henke schlimm genug gewesen: Die von Didier Philippe
als Nachfolger Henkes rechtfertigt einen eigenen Punkt. Philippe war zuvor
unter Ehrmantraut Co-Trainer – als Nachfolger von Rainer Derber, später wurde
er für zwei Zweitligabegegnungen Interimstrainer. Zu Beginn der Saison 2006/07
war er auch mal zum Trainer der 2. Mannschaft geworden, wo er mit einem recht
guten Kader eher unter den allgemeinen Erwartungen blieb. Trotzdem wurde
Philippe Nachfolger Henkes.
Als Trainer der ersten Mannschaft
ließ er Nico Zimmermann gen Elversberg ziehen, verpflichtete Enttäuschungen wie
Guillaume Deschamps und Christian Nzinga, Kommunikationsprobleme innerhalb der
Mannschaft geisterten als Erklärung für die Misere durch die Presse. Philippe
erkannte erst zu spät das Potenzial eines Mike Frantz, schaffte es nicht, einen
talentierten Spieler wie Victor Samb zu fördern und gleichzeitig in die Mannschaftsdisziplin
einzubinden. In Interviews drosch der Franzose regelmäßig Bonmots wie „Mir
misse Gras fresse“ oder „Einige Spieler wissen nicht, wo Pirmasens liegt“.
9.) Der Weggang von Philipp Wollscheid
Philipp Wollscheid, nach kleinen
Anfängen bei der SG Noswendel/Wadern und Rot-Weiß Hasborn zum FCS gewechselt,
kam in der Oberliga-Zeit des FCS mehrmals zum Zuge – auf allen Positionen
zwischen Abwehr und Sturm. Die Vielseitigkeit des Spielers wirkte sich dabei
nicht unbedingt zum Vorteil aus. Die Positonswechsel sorgten für eine
entsprechend wechselhafte Leistung des Spielers, der zwar als großes Talent
galt, aber in der Mannschaft nicht sonderlich hervorstach.
Das Angebot des FCS, weiter auf
Wollscheid als Spieler der zweiten Mannschaft zu bauen, entsprach letztlich nicht
dessen Vorstellungen. Sein Spielerberater, bekannt für außergewöhnliche
Vorliebe für den 1. FC Nürnberg, vermittelte ein Probetraining in Franken. Der
Rest der Geschichte ist bekannt und schlägt in die gleiche Kerbe, wie Michel
Platinis gescheitertes Probetraining in Saarbrücken. Ob Wollscheid beim FCS je
durchgestartet wäre, steht auf einem anderen Blatt.
10.) Der Weggang von Frithjof Kraemer
Frithjof Kraemer ist ein
waschechter Saarbrücker. Zwar früher für den Lokalrivalen Saar 05 Saarbrücken
in der Jugend aktiv, war es ein Glücksgriff, als der FCS Kraemer für den Posten
des Geschäftsführers gewinnen konnte. Anders als viele alteingesessene
Mitarbeiter der Geschäftsstelle besaß Kraemer das nötige Gespür für die Nöte
und Sorgen der Fans (die ihm auch mal den Deckel im Nauwieser Viertel
bezahlten, Gruß an die NWB!), ging aktiv und aus eigenem Antrieb auf die
Fanszene und das Fanprojekt zu. Doch kurz bevor Kraemer die Gelegenheit dazu
hatte, viele Ideen und Neuerungen zu Gunsten der Fans umzusetzen, wurde er im
November 2003 beurlaubt, im Paket mit zwei weiteren Mitarbeitern.
Eine Begründung gab es damals
nicht. Was Kraemer seinen Abgang eingebracht haben dürfte, war seine Kritik an
den Zuständen im Verein. Kraemer kritisierte den vorschnellen Trainerwechsel
von Ehrmantraut zu Hach, die wachsende wirtschaftliche Abhängigkeit von
Victor's sowie die Besetzung des Sportdirektorpostens mit Dr. Bernd Coen. Er
benannte Schwachstellen im Verein und forderte aktiv zum Handeln auf. Aus
heutiger Sicht war Kraemer seiner Zeit um Weiten voraus.
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