Donnerstag, 27. Dezember 2012

FCS-Weihnacht Nr. 2: Die zehn größten Fehler des FCS

Es ist Weihnachten! Da lässt es sich der Leuchtturm natürlich nicht nehmen, Euch ein kleines "Geschenk" zum heiligen Fest zu präsentieren. Wie im letzten Jahr, gibt es auch 2012 die FCS-Weihnacht – diesmal allerdings in deutlich abgespeckter Form. 2011 hatten wir Euch zehn Artikel aus den Leuchtturm-Ausgaben 1 bis 9 präsentiert. In diesem Jahr gibt's zwei Artikel aus LT Nr. 10. Teil 1 ist ein Interview mit Michael "Doc" Krätzer, Teil 2 ein Artikel von Carsten Pilger, der die zehn größten Fehler des FCS zum Thema hat. Here we go:

1.) Der Weggang von Stefan Kühlein

Die Öffentlichkeitsarbeit ist seit Jahren eine große Schwachstelle des 1. FC Saarbrücken. Pressesprecher Dominique Rossi schaffte es etwa, die Schuld an der Entlassung Michael Henkes den Fans aufzubürden – was wohl eher keine Aufgabe eines Pressesprechers ist. 2008 wurde Ex-Saar-TV-Chefredakteur Stefan Kühlein, ebenfalls FDP-Mitglied und damit unter dem Verdacht der Abhängigkeit, neuer Pressesprecher des Vereins.
Kühlein schaffte es ungeachtet dessen, seine Aufgabe nicht nur ordentlich zu erledigen, sondern auch eine aktive Rolle in der Öffentlichkeitsarbeit einzunehmen: Er ging freiwillig auf Fans zu, nahm an Online-Chats teil, organisierte Kooperationen des Vereins, etwa mit der Landesmedienanstalt, und sorgte mit seiner Kenntnis der Presse für ein professionelles Auftreten des FCS. Über seinen Weggang in Richtung Bodensee gibt es viele Gerüchte, die andeuten, dass es innerhalb des Vereins Missgunst gegenüber des durchaus forschen Auftretens Kühleins gab. Die Pressearbeit ist seither wieder ein Problemkind des FCS.


2.) Die passive Rolle bei der Aufklärung der Rostock-Vorfälle

Eine Gerichtsverhandlung, die mit Bewährungs- und Geldstrafen sowie Schmerzensgeld endete. Die Verurteilten: Vier ehemalige Ordner des 1. FC Saarbrücken. Das ist die Bilanz der Vorfälle, die sich vor der Zweitliga-Begegnung 1. FC Saarbrücken gegen Hansa Rostock 2005 zutrugen. Fast vier Jahre brauchte es für ein Urteil. Damals war das Plakat „Gegen das Söldnerpack“, was nicht am Zaun der Virage Est hängen durfte, Auslöser für einen Angriff von Ordnern auf FCS-Fans. Licht ins Dunkel brachte auch das Urteil nicht. Die Saarbrücker Zeitung kommentierte am 21. August 2009: „Dazu meinte ein Verteidiger: Zeitweise habe es geheißen, der Vorstand des FC habe Anweisung gegeben, besagte Fans sofort rauszuwerfen. Das habe der Vorstand dementiert. Außerdem, so der Anwalt, habe es Beschimpfungen und Spucken in Richtung Ordner gegeben. Was die Fans bestreiten. Wie es genau war, das konnte am Ende offen bleiben.“
Der FCS-Vorstand um Hartmut Ostermann und Klaus Meiser vermied eine zu aktive Rolle bei der Aufklärung der Vorfälle, stattdessen ließ der Verein sogar zu, dass im offiziellen Vereinsforum des FCS kritische Beiträge zum damaligen Ordnungsdienst zensiert wurden.


3.) Die Verpflichtung von Wolfgang Loos

Gefeiert wurde die Neuverpflichtung von Wolfgang Loos Anfang 2007, als sei der Heilsbringer für einen Verein gekommen, der sich auf dem absteigenden Ast befand. Verhindern konnte er in der Position des Managers den sich abzeichnenden Abstieg in die Oberliga freilich nicht.
Als Trainer für den Wiederaufbau verpflichtete Loos Michael Krüger, einen alten Bekannten aus gemeinsamen Tagen bei Eintracht Braunschweig. Wo gerade eine zu große „French Connection“ unter dem Verdacht stand, zu großen Einfluss im Verein zu besitzen, war nun eine „Niedersachsen Connection“ am Werk. Spieler wie Denny Luft (Wolfsburg II) und Torsten Jülich (Braunschweig) enttäuschten, Enver Marina wurde zu Neunkirchen ziehen gelassen, da Loos lieber mit Pascal Formann plante. Als sich der sportliche Misserfolg nach abenteuerlicher Kader-Zusammenstellung abzeichnete, ging Krüger in den Sudan, Loos wurde nach einem Zerwürfnis mit dem Präsidium beurlaubt. Er kündigte an, Vereinsmitglied bleiben zu wollen und sich aktiv weiter einzubringen. Auf einer Mitgliederversammlung wurde er seither nicht gesichtet – aber es hätte ihn auch niemand vermisst.


4.) Die Vertragsverlängerung von Faysal El Idrissi

Faysal El Idrissi war der geniale Kopf im Mittelfeld des FCS in der Hinrunde 2003/2004 – überragende Pässe, gefährliche Freistöße. Kaum verwunderlich, dass sich bald höherklassige Vereine für den Marokkaner interessierten, in diesem Falle Hannover 96. El Idrissi konnte aber zum Bleiben angehalten werden und verlängerte 2004 seinen Vertrag gar bis 2008 und spielte in der Hinrunde 2004/2005 vermutlich auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Der Kicker verlieh ihm das Prädikat des besten Mittelfeldspielers. Zu diesem Zeitpunkt hätte niemand geahnt, dass der talentierte Spieler binnen Tagen alles hinwerfen würde. In der Sommerpause 2005 ließ El Idrissi seinem Verein laut Medienberichten ein Kündigungsschreiben zukommen – ungewöhnlich für einen Fußballer, der Verein spielte die Lage herunter. Klar war, dass sich der Spieler über die Personalplanung beschwerte, die ihm als nicht zielführend erschien. Das mochte zwar stimmen, allerdings ist nicht auszuschließen, dass El Idrissi weiter auf die Bundesliga hoffte.
Er selbst machte sich den Strich durch die Rechnung. Nach der Beurlaubung Ehrmantrauts überwarf sich El Idrissi mit Rudi Bommer und kündigte an, sich bei Präsident Ostermann für eine Rückversetzung in die Startelf einzusetzen – auf dem Platz setzte er keine Akzente. Der langfristige Vertrag gab ihm die scheinbare Gewissheit, im Verein über allen anderen Spielern zu stehen. El Idrissi wurde nach Dubai verliehen und lief nie wieder für den FCS auf. Auch später sollte er bei keinem Verein mehr eine längere Beschäftigung bekommen.


5.) Die Umzüge des Fanshops

Nachdem über lange Jahre Eugen Hach einen Fanshop in St. Johann betrieben hatte, der zwar sämtliche Bedürfnisse der Fans erfüllte und Parkplätze bot (danach gab es noch einen Fanshop am "Uhl's Eck"), zog man mit dem Zweitliga-Aufstieg 2000 an die Berliner Promenade, ins Herz des Saarbrücker Einkaufslebens – oder zumindest die Parallelstraße davon. Irgendwann zog man aus dem Erdgeschoss in die dritte Etage, zur Geschäftsstelle – der erste Fehler. Außer einem Hinweisschild deutete nichts am Bürogebäude auf das Vorhandensein eines Fanshops hin, immerhin war die Verkaufsfläche noch groß genug, um sich darin zu bewegen.
Dann kam der Umzug in die Diskonto-Passage und der Fanshop rückte zwar wieder näher an die Laufkundschaft, befand sich aber in einer rostwurstbuden-großen Einrichtung fernab des Tageslichts. Kein Laden zum längeren Verweilen oder ruhigen Anschauen der Waren. Der vorläufige Höhepunkt erfolgte mit dem Umzug in den Praktiker Baumarkt in der Mainzer Straße. Komplett entfernt von Innenstadt oder Rodenhof, eingepfercht zwischen Softeismaschine und Bäckerei steht dort ein verlorener, kleiner Stand, der wohl den traurigsten Fanshop aller deutschen Fußballvereine abgibt – immerhin sind die Mietkosten auch klein. (Anm.: Mittlerweile befindet sich der Fanshop wieder in der Innenstadt.)


6.) Pyrotechnik beim Spiel gegen die Stuttgarter Kickers

Am 25. März 2007 befand sich der FCS im unteren Mittelfeld der Regionalliga Süd und der langsame Absturz in Richtung Abstiegsplätze deutete sich an. Gegen die Stuttgarter Kickers sollte der Negativtrend gestoppt werden und es schien auch lange gut zu laufen: Der FCS führte ab der 68. Minute nach einem wechselhaften Spielverlauf 3:2. Kurz danach folgte aus dem D-Block ein Protest, dessen Zeitpunkt nicht unpassender hätte sein können.
Ultras aus dem D-Block warfen Bengalos auf das Spielfeld und erzwangen eine mehrminütige Spielunterbrechung. In der Nachspielzeit erzielte Stuttgart den Ausgleich, der FCS verlor zwei Punkte. Viele denken noch heute, dass es womöglich die zwei Punkte waren, die dem FCS in der Endabrechnung gefehlt haben und den Abstieg verschuldeten. Das stimmt nur zum Teil, da bei vielen anderen Gelegenheiten der Abstieg zu vermeiden gewesen wäre. Der viel tiefere Schaden bestand darin, dass sich sämtliche Protestaktionen, die nach der Bengalo-Aktion erfolgten, stets dem Verdacht aussetzen mussten, im Zweifel auch zu drastischen Methoden zu greifen. Innerhalb von Sekunden verspielten die kritischen Anhänger des FCS viel Glaubwürdigkeit.


7.) Die Verpflichtung von Michael Henke

Den Abstieg aus der Zweiten Liga gerade verdaut, schickten sich die FCS-Verantwortlichen im Sommer 2006 an, den direkten Wiederaufstieg anzupeilen. Verpflichtet wurde der Kandidat, den das Umfeld schon längst als Favorit des ehemaligen Sportdirektors Dr. Bernd Coen kolportierte: Michael Henke. Der Ex-Co-Trainer von Ottmar Hitzfeld war zuletzt beim 1. FC Kaiserslautern aktiv und bei der Fanszene von Anfang an nicht gerade beliebt – manch einer wird sagen, dass es eher an der zu großen Nähe zum Präsidium lag, als an Henkes teufelsroter Zeit.
Als Sportdirektor blieb Henke bei der alten Abhängigkeit von bestimmten Spielerberatern, bildete keine homogene Truppe und musste nach Unstimmigkeiten zwischen einigen Spielern und Co-Trainer Manfred Rauscher bereits vor Saisonbeginn seinen ersten Assistenten beurlauben – zwei hatte man ihm zur Seite gestellt. Als Trainer versäumte Henke, die Mannschaft konditionell auf die neue Liga einzustellen und spielte von Beginn an mit einem 4-2-3-1-System, was jeweils Jonathan Jäger oder Mahir Saglik auf die Bank verwies. Das Mittelfeld überalterte mit Charles Haffner, Mustapha Hadji und Marco Gebhardt. Alles in allem war Henkes Ausflug in die Trainerriege ein einziges Missverständnis. Als Co-Trainer bleibt er weiter einer der erfolgreichsten Vertreter seiner Art.


8.) Didier Philippe als Notnagel

Und als wäre nicht schon die Verpflichtung von Michael Henke schlimm genug gewesen: Die von Didier Philippe als Nachfolger Henkes rechtfertigt einen eigenen Punkt. Philippe war zuvor unter Ehrmantraut Co-Trainer – als Nachfolger von Rainer Derber, später wurde er für zwei Zweitligabegegnungen Interimstrainer. Zu Beginn der Saison 2006/07 war er auch mal zum Trainer der 2. Mannschaft geworden, wo er mit einem recht guten Kader eher unter den allgemeinen Erwartungen blieb. Trotzdem wurde Philippe Nachfolger Henkes.
Als Trainer der ersten Mannschaft ließ er Nico Zimmermann gen Elversberg ziehen, verpflichtete Enttäuschungen wie Guillaume Deschamps und Christian Nzinga, Kommunikationsprobleme innerhalb der Mannschaft geisterten als Erklärung für die Misere durch die Presse. Philippe erkannte erst zu spät das Potenzial eines Mike Frantz, schaffte es nicht, einen talentierten Spieler wie Victor Samb zu fördern und gleichzeitig in die Mannschaftsdisziplin einzubinden. In Interviews drosch der Franzose regelmäßig Bonmots wie „Mir misse Gras fresse“ oder „Einige Spieler wissen nicht, wo Pirmasens liegt“. 


9.) Der Weggang von Philipp Wollscheid

Philipp Wollscheid, nach kleinen Anfängen bei der SG Noswendel/Wadern und Rot-Weiß Hasborn zum FCS gewechselt, kam in der Oberliga-Zeit des FCS mehrmals zum Zuge – auf allen Positionen zwischen Abwehr und Sturm. Die Vielseitigkeit des Spielers wirkte sich dabei nicht unbedingt zum Vorteil aus. Die Positonswechsel sorgten für eine entsprechend wechselhafte Leistung des Spielers, der zwar als großes Talent galt, aber in der Mannschaft nicht sonderlich hervorstach.
Das Angebot des FCS, weiter auf Wollscheid als Spieler der zweiten Mannschaft zu bauen, entsprach letztlich nicht dessen Vorstellungen. Sein Spielerberater, bekannt für außergewöhnliche Vorliebe für den 1. FC Nürnberg, vermittelte ein Probetraining in Franken. Der Rest der Geschichte ist bekannt und schlägt in die gleiche Kerbe, wie Michel Platinis gescheitertes Probetraining in Saarbrücken. Ob Wollscheid beim FCS je durchgestartet wäre, steht auf einem anderen Blatt.


10.) Der Weggang von Frithjof Kraemer

Frithjof Kraemer ist ein waschechter Saarbrücker. Zwar früher für den Lokalrivalen Saar 05 Saarbrücken in der Jugend aktiv, war es ein Glücksgriff, als der FCS Kraemer für den Posten des Geschäftsführers gewinnen konnte. Anders als viele alteingesessene Mitarbeiter der Geschäftsstelle besaß Kraemer das nötige Gespür für die Nöte und Sorgen der Fans (die ihm auch mal den Deckel im Nauwieser Viertel bezahlten, Gruß an die NWB!), ging aktiv und aus eigenem Antrieb auf die Fanszene und das Fanprojekt zu. Doch kurz bevor Kraemer die Gelegenheit dazu hatte, viele Ideen und Neuerungen zu Gunsten der Fans umzusetzen, wurde er im November 2003 beurlaubt, im Paket mit zwei weiteren Mitarbeitern.
Eine Begründung gab es damals nicht. Was Kraemer seinen Abgang eingebracht haben dürfte, war seine Kritik an den Zuständen im Verein. Kraemer kritisierte den vorschnellen Trainerwechsel von Ehrmantraut zu Hach, die wachsende wirtschaftliche Abhängigkeit von Victor's sowie die Besetzung des Sportdirektorpostens mit Dr. Bernd Coen. Er benannte Schwachstellen im Verein und forderte aktiv zum Handeln auf. Aus heutiger Sicht war Kraemer seiner Zeit um Weiten voraus.

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