Mittwoch, 30. Januar 2013

Leseprobe Nr. 1 - Der Trainer unter den Filmschaffenden

Nachdem uns im letzten Jahr die Spielabsage gegen Arminia Bielefeld einen Strich durch die Rechnung machte und uns zum Umplanen zwang, soll nun am kommenden Sonntag beim Spiel gegen Borussia Dortmund II die elfte Ausgabe des Leuchtturms erscheinen.

Wir wollen Euch wieder einmal einen kleinen Vorgeschmack auf das neue Heft bieten und veröffentlichen bis Sonntag drei Leseproben. Den Anfang macht ein Interview mit Ralph Schwin-gel, natürlich Fan des FCS und Filmproduzent. 



Wir stehen an altbackenen Kassenhäuschen und warten. Unser Interviewgast Ralph Schwingel steht mit uns vor dem Stadion Rote Erde und wartet. Auf einen Freund, mit dem er sich gleich das Spiel ansehen will. Wir warten mit, Fußball ist schließlich etwas, was wir eigentlich auch nur als Vorwand nehmen, um uns mit Kumpels zu treffen und gemeinsam über das Spiel zu schimpfen. Schwingel ist gut gelaunt, erzählt davon, dass er als Wahlhamburger seit Ende der 70er Jahre nie der Versuchung erlegen ist, Fan des HSV oder von St. Pauli zu werden. Und so treffen wir ihn bei der eher grau anmutenden Drittligapartie Borussia Dortmund II gegen den 1. FC Saarbrücken. Ralph Schwingel ist Filmproduzent.

„Schönes Stadion! Wenn jetzt noch das Ding im Hintergrund nicht wär...“, scherzt Schwingel am Einlass des altehrwürdigen Dortmunder Bundesligastadions Rote Erde, das an der Haupttribüne des ehemaligen Westfalenstadions klebt. Wir verziehen uns in eine ruhigere Ecke der Gegengerade und beginnen mit unserem Gespräch.

Leuchtturm:
Gab es in den letzten Jahren einen richtig guten Fußballfilm?

Schwingel:
Der Punkt ist ja: Fußballfilm ist fast unmöglich. Du landest immer bei einem Endspiel, die Dramaturgie ist vorhersehbar und der Zuschauer weiß, worauf es hinausläuft. Ganz abgesehen davon, kann man es mit den uns zur Verfügung stehenden technischen Mitteln nie so wie richtig guten Fußball aussehen lassen. Das Wichtige ist, dem Fußball als dramaturgischem Gegenstand aus dem Weg zu gehen. Ich denke, dass Sönke Wortmann es mit dem „Wunder von Bern“ ganz klug gemacht hat, eine Familiengeschichte zu erzählen und die Weltmeisterschaft dort einzubauen. Ich persönlich würde keinen Fußballfilm mehr machen.

Leuchtturm:
Und auch reale Geschichten, wie etwa der Aufstieg des FCS 2004, wäre das nicht schon fast filmreif?

Schwingel (nach kurzem Zögern):
Neee, das ist ja der Witz am Sport. Das nicht Planbare, das Unvorhersehbare. Literarisch geht das noch, es gibt ja auch schöne Bücher über Saisonverläufe einzelner Vereine. Vom Wesen her ist die Situation eher episch als dramatisch.

Leuchtturm:
Wie kommt man eigentlich als Saarländer zum Film und dann noch nach Hamburg?

Schwingel:
Es scheint ein Saarländer-Verbot beim Film zu geben, oder? Nun, ich wollte ursprünglich eigentlich zum Theater, hatte auch viel damit zu tun und kam irgendwann zufällig zum Film. Einmal drin angekommen, hielt ich das für eine ganz gute Sache. Aber man darf nicht vergessen: Günter Rohrbach, der „Das Boot“ produziert hat, ist auch in Neunkirchen geboren, kommt aus demselben Nest wie ich. Aber es stimmt, Schauspieler aus dem Saarland gibt es wenige. Und Regisseure noch weniger, zum Beispiel Tarek Ehlail aus Homburg. Und der ist Homburg- und St. Pauli-Fan, was ja schon mal gar nicht geht und wollte mir dann erzählen, dass man Fan von zwei Vereinen sein kann. „Geh fott“, hab ich gesagt!

Leuchtturm:
Mit welcher Position beim Fußball lässt sich der Produzent beim Film am ehesten ver-gleichen?

Schwingel:
Ich würde sagen Trainer. Und zwar wegen dieser nackten Verzweiflung: Du kannst alles tun, aber im entscheidenden Moment am Set bist Du draußen und verratzt. Wenn Du Pech hast, läuft es schief. Durch Auswechslung kannst Du in den seltensten Fällen etwas zum Guten ändern.




Das komplette Interview erscheint am Sonntag in der elften Ausgabe des Leuchtturms. Genaue Angaben zu den Verkaufsorten werden an dieser Stelle noch bekanntgegeben.

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